»Absolut neutrale« Studie für neue Tagebaue

Der Energiekonzern Vattenfall präsentiert eine Untersuchung in eigener Sache

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Konzernspitze von Vattenfall sah sich gestern in ihrem Ziel bestätigt, neue Tagebaue in der Lausitz aufzuschließen. Dabei pochte sie auf die Ergebnisse einer Studie, die einen solchen Schluss tatsächlich nahe legt. Pikanter Weise aber, ohne es genau so deutlich zu sagen.

Dass eine von Vattenfall bezahlte Studie zu dem Schluss gelangt, dass die Braunkohle unverzichtbar für die Zukunft der Lausitz sei, kann nicht im Ernst überraschen. Der Projektleiter der prognos-Studie, Philip Steden, legte dennoch Wert darauf, eine »absolut neutrale« Studie zu präsentieren. Die Frage, ob in der Lausitz neue Tagebaue entstehen sollen, sei nicht Gegenstand der Untersuchung gewesen.

Doch nahezu jeder Satz legt den Schluss nahe, dass an neuen Tagebauen nichts vorbeiführe. Das sei eben »eine Sache, die man in Kauf nehmen muss«, räumte schließlich auch Steden ein. Seine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Vattenfall für den Arbeitsmarkt, die Fachkräftesicherung, industrielle Investitionen und die kommunalen Kassen in der Region »maßgebliche Beiträge« leistet. Sollte auf neue Tagebaue verzichtet werden, riskiere die Lausitz ihren wichtigsten Entwicklungsmotor. Ein Viertel bis die Hälfte des örtlichen Gewerbesteueraufkommens komme von Vattenfall, gab Steden zu bedenken. Die Energiewirtschaft bleibe das wichtigste Potenzial der Region.

Sollte das angelaufene Volksbegehren gegen neue Tagebaue Erfolg haben, dann würde es schon im übernächsten Jahrzehnt in der Lausitz überhaupt keine Tagebaue mehr geben, warnte Vattenfall-Vorstand Reinhardt Hassa.

Das Volksbegehren läuft bis zum 9. Februar. 80 000 Unterschriften müssen geleistet werden, um den Weg für einen Volksentscheid frei zu machen. Wie viele inzwischen beisammen sind, ist nicht bekannt. Dem Landeswahlleiter liegen dazu keine Informationen vor, teilte seine Geschäftsstelle auf Anfrage mit. Auch bei vorherigen Volksbegehren seien keine Zwischenstände mitgeteilt worden. Angeschoben wurde das Volksbegehren von Umweltverbänden, der Linkspartei, den Grünen und anderen. Hintergrund ist das Vorhaben, fünf neue Braunkohletagebaue in der Lausitz zu erschließen. »Diese Pläne sind ökonomisch und ökologisch falsch«, meint der Linkspartei-Landesvorsitzende Thomas Nord. Er hat am Donnerstag in Potsdam für das Anliegen des Volksbegehrens unterschrieben.

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