Frecher Abgang, gutes Omen

2000 Zuschauer beim erfolgreichen Festival der Dinge

  • Lucía Tirado
  • Lesedauer: 3 Min.
Don Christobal
Don Christobal

Don Christobal schwang sich zum Schluss kichernd aufs Pferd. Gierige Frauen und die Kirche klauten dem alten Geizknochen vorher das Geld. Seine Kinder wollten ihm an den Kragen. Der Tod wollte ihn holen. Allesamt schickte der Grobian sie zur Hölle. Nun zieht er neuen Abenteuern entgegen und beendete mit frechem Abgang als gutes Omen Mittwochabend den am 16.10. mit »Salto. Lamento« begonnenen »Dialog der Dinge« – das internationale Festival des Puppen-, Figuren- und Objekttheaters der Schaubude Berlin.

An drei Spielorten gab es an den sieben Tagen 20 Vorstellungen. 2000 Besucher aller Altersgruppen sahen in der Schaubude, im bat-studiotheater und im Theater o.N. Künstler aus Deutschland und sieben anderen Ländern. Die Akteure seien mit dem Eindruck abgereist, Berlin habe das schönste Puppentheater der Welt, scherzte Silvia Brendenal, künstlerische Leiterin der Schaubude. Der Gastspielort hatte das Festival zu seinem 15. Geburtstag ausgerichtet und toll über die Bühne gebracht. Gedankt wird nun allen Unterstützern – einschließlich dem ND als Medienpartner. Typisch für das künstlerische Ereignis war, dass sich viele in Berlin wohnende Fremdsprachler von der nonverbalen Spielweise angezogen fühlten.

Dass die Schaubude fürs Festival so viele ausländische Künstler anlocken konnte, zeige beachtenswerte internationale Resonanz, hatte Kulturstaatssekretär André Schmitz als Gast zur Festivaleröffnung eingeräumt. 250 000 Besucher und der Auftritt von 90 Gruppen in den vergangenen 15 Jahren an diesem Haus zeugten von kontinuierlicher kulturpolitischer Arbeit, sagte er. Was man in der Politik seit Neuestem mit kultureller Bildung erreichen wolle, sei in der Schaubude bewährte Praxis und verdiene »in der Tat höhere Subventionierung«. Ob diese Äußerung Theater war, oder ob der Politiker letztlich dafür tätig wird, die finanzielle Situation des Spielortes zu verbessern, dem anfangs die materiellen Bedingungen eines Produktionsortes versprochen worden waren, wird man sehen.

Die zugesagte Ausgangsposition kannte auch Gast Gert Taube, der das Haus in den ersten zwei Jahren führte bevor er Leiter des Kinder- und Jugendtheaterzentrums in der Bundesrepublik wurde.

»El casorrio de Don Christobal« (Die unglückliche Heirat des Don Christobal) zum Festivalende war eine Voraufführung. Die spanisch-französische Gruppe Pelele Marionettes hatte die einstündige Inszenierung innerhalb eines europäischen Künstlerprojekts in fünfwöchigem Berlin-Aufenthalt erarbeitet und erstmals gezeigt. Herrlich schreckliche Szenen entstanden mit dem Alten, der in Berlin kein Unbekannter ist. Im vorangegangenen Stück der Gruppe sollte er abgemurkst werden. Nicht zu machen. Und deshalb wird der wüste Kasper auch unverdrossen wiederkommen. In der Schaubude geht indes der Alltag weiter – für Kinder mit Märchenhaftem, für Erwachsene mit Mozart, Schacko, Klee, Shakespeare und Bandenkrieg im Gewürzregal.

Für Erwachsene: 31.10.-2.11. »Die Zauberflöte»; 7.-9.11., »Schacko« (immer 20 Uhr). Für Kinder am 25., 26.10, 15 Uhr, »Das kleine Ich bin Ich«(ab 3 J.), vom 28.10.-2.11., 10 bzw. 15 Uhr »Prinzessin Allerleirauh« (ab 5 J.), Schaubude, Greifswalder Str. 81, Prenzlauer Berg, Tel.: 423 43 14, weitere Informationen im Internet unter www.schaubude-berlin.de

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