Rettung in letzter Minute?

Thailand will weitere Inseln unter Naturschutz stellen

  • Thomas Berger, Bangkok
  • Lesedauer: 3 Min.
Die staatlichen Behörden wollen zwei der wichtigsten thailändischen Urlauberinseln unter Naturschutz stellen. Mit dieser Maßnahme sollen die Gefährdungen des Ökosystems durch die Besuchermassen eingedämmt werden.

Nahezu jedes Reisebüro in der Hauptstadt hat sie in seinem Angebot – Touren nach Ko Samui oder Ko Phangan, die beiden beliebten Ziele vor der Küste, die zur Provinz Surat Thani gehören. Auch künftig werden die Fahrten dorthin nicht eingeschränkt werden. Wohl aber will ONEP, die zuständige Behörde für Umwelt, mit der Unterschutzstellung einigen Auswüchsen des Touristenbooms einen Riegel vorschieben. So sollen Bauprojekte, die eine Gefährdung des Gebietes darstellen, verboten werden können, in anderen Fällen ein zusätzliches Öko-Gutachten gefordert sein. Zudem soll es für die Bauten Abstandsregelungen und Begrenzungen der Geschosszahlen geben.

Bis es soweit ist, hat das Papier noch einen längeren Weg vor sich. Wann der Umweltrat als übergeordnetes Gremium seinen Segen erteilt, entscheidet letztlich die Regierung. Und selbst wenn dies alles positiv läuft, stellt sich die Frage, ob es nicht schon zu spät ist. Jahrelang hat niemand genau hingeschaut, wenn die Strände vollgebaut wurden, Straßen durch grüne Oasen gelegt wurden. Retten, was noch zu retten ist, lautet nun bei ONEP die Devise.

Dass sich auf Ko Samui und Ko Phangan selbst noch viel bewegen lässt, darf allerdings bezweifelt werden. Deshalb verweist die Behörde denn in der Begründung auch in erster Linie auf die insgesamt 36 kleineren Inseln im Umfeld, die ebenfalls Teil der Schutzzone werden würden. Diese sind noch deutlich naturbelassener. Damit nicht ein ähnlicher Raubbau an der Natur wie auf den Hauptinseln betrieben werden kann, seien die Sicherungsmaßnahmen sinnvoll und wichtig, heißt es. »Es ist allemal besser, als die Hände in den Schoß zu legen und gar nichts zu tun«, sagte ONEP-Chef Wichien Jungrungruang. Die kleineren Eilande hätten sich zum Teil auch zum Rückzugsgebiet für einige Tierarten entwickelt, die von den Hauptinseln vertrieben wurden.

Die angestrebte Schutzzone wäre die vierte ihrer Art in Thailands Küstengebiet. Phuket, wichtigstes Inselziel auch für deutsche Touristen im Land, gehört ebenso dazu wie die am gegenüberliegenden Festlandsufer liegende Gegend um Krabi. Allerdings nutzen Beschlüsse allein wenig, sofern sie nicht durchgesetzt werden. Daran mangelt es bei den thailändischen Öko-Sondergebieten häufig. Die Nationalparks haben viel zu wenig Ranger, die sind hoffnungslos unterbezahlt und oft mit uralter Technik ausgestattet. Voriges Jahr brachte eine Tageszeitung die Geschichte mehrerer Parkwächter, die sogar das Benzin für ihr klappriges Dienstfahrzeug selbst kaufen müssen und mit ihren vorsintflutlichen Gewehren gegen mögliche Wilderer keine Chance hätten.

Denn was im Süden die Gefährdung durch immer mehr Flächenversiegelung und andere Folgen touristischer Anlagen ist, sind im Norden die Schäden, die durch Wilderei und illegalen Einschlag bei wertvollen Tropenholz entstehen.

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