nd-aktuell.de / 27.10.2008 / Brandenburg / Seite 18

Bedrohte Kirchenkunst

Andreas Fritsche
Henriette von Preuschen (Hrsg.): »Friedrich Press 1904-1990 – Kirchenräume in Brandenburg«, Lukas Verlag, 172 Seiten (Hardcover), 20 Euro, ND-Buchbestellservice, Tel.: (030) 29 78 17 77

St. Heinrich in Wittenberge, St. Mariä Himmelfahrt in Schwedt, St. Antonius in Großräschen, St. Maria Friedenskönigin in Cottbus, St. Barbara in Ortrand. Der Dresdner Bildhauer Friedrich Press (1904-1990) schmückte einige Kirchen in Brandenburg mit seinen Werken, wenn man denn von Schmücken sprechen will angesichts der modernen Formensprache.

Die von Friedrich Press mit abstrakt gehaltenen Ausstattungen gestalteten Kirchenräume sind beeindruckend. Der Künstler hatte sich einen Namen gemacht und auch für das Ausland gearbeitet. Trotzdem sind seine Raumgestaltungen zuweilen gefährdet. Einigen Christen ist es nicht heimelig genug. Nachzulesen ist dies in einem Buch über das Wirken von Press in Brandenburg. Es entstand aus einem Seminar im Fach Denkmalpflege heraus, das an der Technischen Universität Cottbus gehalten wurde.

Friedrich Press wurde als Sohn eines preußischen Beamten in Westfalen geboren. Er studierte von 1926 bis 1931 an den Kunstgewerbeschulen in Dortmund und Berlin-Charlottenburg sowie an der Dresdner Kunstakademie. Anschließend mietete sich Press in seiner westfälischen Heimat einen mittelalterlichen Turm als Atelier. Er fühlte sich Ernst Barlach und Käthe Kollwitz im Geiste verwandt. Kollwitz lobte noch seinen »Christuskopf« auf der Großen Berliner Akademie-Ausstellung, die nach weniger Wochen Anfang 1933 geschlossen wurde. Faschisten verwüsteten sein Atelier, entfernten eine von ihm expressiv gestaltete Figur auf dem Dresdner Matthäuskirchhof, verboten ihm zeitweise, seine Werke auszustellen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Friedrich Press nach Dresden zurück. Von dort stammte seine Frau, die ebenfalls Künstlerin war. Er fertigte anfangs Denkmale für gefallene sowjetische Soldaten und Opfer des Faschismus, schuf eine »Trümmerfrau« und einen »Stahlwerker«. Doch zunehmend arbeitete der Bildhauer für die Kirche, vor allem für die katholische. Er veränderte Gotteshäuser im Sinne der Reformen der Liturgie durch das Zweite Vatikanische Konzil. Dazu gehörte es, den Altar in die Mitte der Gemeinde zu verschieben. In Wittenberge experimentierte Press mit Beton und Stahl, oft benutzte er Holz.