Beutelspender

  • Lesedauer: 2 Min.
Bernd Kammer weiß jetzt, woran es in Berlin mangelt.

In einer Hitliste der parlamentarischen Anfragen dürfte die nach dem Hundekot einen Spitzenplatz einnehmen. Schön, dass unsere Abgeordneten so am Drücker bleiben. Diesmal ist es der FDP-Mann Mirco Dragowski, der den Senat nach »Lösungsstrategien für das Hundekotproblem« fragt.

Gelegenheit für den Spezialisten des Senats, Gesundheitsstaatssekretär Benjamin-Immanuel Hoff (LINKE), auf die bewährte »Kombination« aus Verfolgung und Ahndung von Verstößen, Angeboten an die Hundehalter und Initiativen zur Verbesserung von deren Umweltbewusstsein zu verweisen. Besonders liegen dem parlamentarischen Anfrager die »Tütenspender« und »Automaten mit Beseitigungssets« am Herzen, doch leider weiß der Senat weder, was die Dinger kosten, noch wie viele davon verteilt sind. Lediglich aus Reinickendorf ist die Zahl bekannt: 14.

Eine »Wirtschaftlichkeitsanalyse« bzw. Erfahrungen können also nur auf internationaler Ebene vorliegen. Wien und Zürich beispielsweise glänzen mit einem »Mix aus reinen Hundekotbeutelspendern« und »Hundekotbeutelspendern mit integrierten Abfallbehältern«. In Wien gibt es sage und schreibe 1750 Beutelspender für 50 000 Hunde, in Zürich 850 für 6300. Allerdings sei die Akzeptanz der Spender nur in einem Umfeld mit sozialer Kontrolle durch Passanten und anderen Hundehaltern gesichert, weiß der Senat von der Züricher Beutelspender-Behörde. Und schlussfolgert deprimiert, dass ein solches Umfeld »in Berliner Kiezen mit hohem Hundekotanteil nicht gegeben ist«.

Das stinkt zum Himmel, zumal es nicht nur Hunde auf Berlins Straßen gibt – sondern zunehmend auch (Kutsch-)Pferde. Und schon will der SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz wissen, wie es um die Beseitigung von deren Verdauungsextrakten steht. Und was antwortet der Senat? Die Regelung, »nach der Hundehalter dafür Sorge zu tragen haben, dass ihre Hunde die Straße nicht verunreinigen, gilt analog auch für die Halter anderer Tiere«.

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