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  • Einen Tag nach dem Debakel in Hessen

Druck – von Rechtsaußen?

Wo Carmen Everts lernte

  • Lesedauer: 2 Min.

»Ich kann das nicht«, sagte die hessische Landtagsabgeordnete Carmen Everts (Foto: dpa) und versagte Ypsilanti ihre Stimme. In den vergangenen Tagen und Wochen habe sie einen »unvorstellbaren Druck« erlebt – wegen der Linkstolerierung.

Wer sich die Biografie der Sozialdemokratin anschaut, erweitert den »unvorstellbaren Druck« auf Jahre. Geboren 1968, studierte sie in Mannheim. Um dann in Chemnitz zum Thema politischer Extremismus zu promovieren. Sie verglich die Republikaner mit der PDS. Und hatte dabei den Beistand von Professor Eckard Jesse, dem – wie das als rechtslastig bekannte Deutschland Archiv meint – »führenden Extremismusforscher der Bundesrepublik«. Jesse, stets zur Stelle, wenn es um die Verharmlosung rechtsextremistischer Entwicklungen und die Etablierung eines pseudowissenschaftlichen Geschichtsrevisionismus geht, hatte sich bereits 1990 auf den damaligen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Heinz Galinski, eingeschossen. Tenor: Repräsentanten des Judentums würden durch ihr Verhalten selbst Antisemitismus befördern. 2002 kam er bei seinen Forschungen zu dem Schluss: »Offenkundig wird mit zweierlei Maß gemessen. Als linksextremistisch gilt vielfach nur noch eine gewalttätige Variante, als rechtsextremistisch hingegen bereits jede Form der ›neuen Rechten‹. Wer im Neuen Deutschland einen Artikel schreibt, kommt ›ungeschoren‹ davon; wer der Jungen Freiheit ein Interview gibt, provoziert eine Kampagne. Die Erosion der Abgrenzung zwischen demokratisch und extremistisch geschieht am linken, nicht am rechten Rand, wie gemeinhin behauptet.«

Carmen Everts war eine gelehrige Schülerin. Andere, weniger rechtsabhängig Eingeschriebene, verließen die Philosophische Fakultät der TU-Chemnitz. »Man musste nicht Jesse folgen. Ich beispielsweise wechselte wegen ihm die Universität«, sagt Michael Leutert. Und was hat er davon? Er sitzt im Bundestag – für die »extremistische« LINKE.

René Heilig

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