»So dramatisch sehe ich das nicht«
ND-Gespräch mit Hansa Rostocks Mittelfeldspieler Kai Bülow über das gefährdete Saisonziel
ND: Herr Bülow, das ausgegebene Saisonziel Wiederaufstieg ist in Gefahr. Wo sehen Sie die Gründe für die sportliche Talfahrt?
Bülow: Wir haben uns anscheinend noch nicht auf die 2. Bundesliga eingestellt. Spielerisch und taktisch stimmt es nicht, und wir konnten unser Potenzial zu selten abrufen.
Wo genau liegen die Unterschiede zwischen der Eliteliga und dem Fußball-Unterhaus?
In der 2. Bundesliga hat man weniger Platz, um Fußball zu spielen. Es sind vor allem Zweikampfstärke und Laufbereitschaft gefragt. Man muss sich die Räume erst schaffen, um spielen zu können.
Die Situation ist prekär. Drei Punkte trennen Rostock vom ersten Abstiegsplatz. Hat der Abstiegskampf begonnen?
Ganz so dramatisch sehe ich das nicht. Die Saison ist noch lang, und wir haben auf jeden Fall die spielerische Qualität, schnell wieder da unten rauszukommen.
Gibt es beim FC Hansa eine Nichtabstiegsprämie?
Kein Kommentar.
Wie ist die Atmosphäre in der Mannschaft?
Die Stimmung ist gut. Wir haben alle Sachen intern angesprochen und wissen, was zu tun ist. Alle gemeinsam wollen so schnell wie möglich wieder erfolgreichen Fußball spielen. Dafür müssen wir auf dem Platz mehr kämpfen und eine höhere Einsatzbereitschaft zeigen.
Die Vereinsführung hat sich in dieser Woche nochmal klar hinter Trainer Frank Pagelsdorf gestellt. Ist das der richtige Weg?
Natürlich. Für die schlechten Leistungen auf dem Platz sind in erster Linie die Spieler verantwortlich, nicht der Coach. Außerdem zeichnet es Trainer und Verein aus, ruhig und überlegt weiter zu arbeiten.
Seit dem Sommer 2005 sind Sie im Profikader und haben einen Bundesligaaufstieg sowie den sofortigen Abstieg erlebt. Ist es jetzt die schwierigste Zeit für Sie in Rostock?
Nein. Fußball ist ein Tagesgeschäft, und ich bin überzeugt, dass wir schon bald wieder bessere Tage haben werden. Der Abstieg war zwar bitter, aber kein Weltuntergang, so wie die Freude über den Aufstieg auch schnell vorbei war.
Sie sind derzeit kein Stammspieler. Mitte September standen Sie zuletzt in der Startelf. Wie beurteilen Sie Ihre persönliche Situation?
Ich bin damit natürlich nicht zufrieden, aber ich akzeptiere die Entscheidungen des Trainers. Ich versuche, mich im Training anzubieten und dem Coach die Wahl der Aufstellung so schwer wie möglich zu machen.
Seit 2005 haben Sie das Abitur. Wie sehen Ihre Pläne aus?
Ich hatte nach dem Abitur schon ein Studium der Grundschulpädagogik angefangen. Doch die Zeit war mit dem hohen Trainingspensum und den vielen Spielen zu knapp. Ich konnte kaum Vorlesungen besuchen. Nach meiner Karriere will ich aber auf jeden Fall nochmal studieren.
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