»So dramatisch sehe ich das nicht«

ND-Gespräch mit Hansa Rostocks Mittelfeldspieler Kai Bülow über das gefährdete Saisonziel

  • Lesedauer: 3 Min.
Der FC Hansa Rostock ist als einer der Aufstiegsfavoriten in die Zweitligasaison gestartet. Nach nunmehr elf Spieltagen sieht die Realität anders aus. Mit nur drei Punkten Abstand zu den Abstiegsrängen sind die Rostocker vom selbst gesteckten Ziel Wiederaufstieg weit entfernt. Für ND sprach ALEXANDER LUDEWIG mit dem Hansa-Eigengewächs KAI BÜLOW (Foto: imago) über die derzeitige Situation. Obwohl der gebürtige Rostocker erst 22 Jahre alt ist, kann man ihn schon als Hansa-Urgestein bezeichnen. Seit 1995 trägt er das blau-weiße Trikot, im Sommer 2005 rückte er in den Profikader auf. Der defensive Mittelfeldspieler absolvierte für den FC Hansa 30 Erstligaspiele und 55 Partien in der 2. Bundesliga.

ND: Herr Bülow, das ausgegebene Saisonziel Wiederaufstieg ist in Gefahr. Wo sehen Sie die Gründe für die sportliche Talfahrt?
Bülow: Wir haben uns anscheinend noch nicht auf die 2. Bundesliga eingestellt. Spielerisch und taktisch stimmt es nicht, und wir konnten unser Potenzial zu selten abrufen.

Wo genau liegen die Unterschiede zwischen der Eliteliga und dem Fußball-Unterhaus?
In der 2. Bundesliga hat man weniger Platz, um Fußball zu spielen. Es sind vor allem Zweikampfstärke und Laufbereitschaft gefragt. Man muss sich die Räume erst schaffen, um spielen zu können.

Die Situation ist prekär. Drei Punkte trennen Rostock vom ersten Abstiegsplatz. Hat der Abstiegskampf begonnen?
Ganz so dramatisch sehe ich das nicht. Die Saison ist noch lang, und wir haben auf jeden Fall die spielerische Qualität, schnell wieder da unten rauszukommen.

Gibt es beim FC Hansa eine Nichtabstiegsprämie?
Kein Kommentar.

Wie ist die Atmosphäre in der Mannschaft?
Die Stimmung ist gut. Wir haben alle Sachen intern angesprochen und wissen, was zu tun ist. Alle gemeinsam wollen so schnell wie möglich wieder erfolgreichen Fußball spielen. Dafür müssen wir auf dem Platz mehr kämpfen und eine höhere Einsatzbereitschaft zeigen.

Die Vereinsführung hat sich in dieser Woche nochmal klar hinter Trainer Frank Pagelsdorf gestellt. Ist das der richtige Weg?
Natürlich. Für die schlechten Leistungen auf dem Platz sind in erster Linie die Spieler verantwortlich, nicht der Coach. Außerdem zeichnet es Trainer und Verein aus, ruhig und überlegt weiter zu arbeiten.

Seit dem Sommer 2005 sind Sie im Profikader und haben einen Bundesligaaufstieg sowie den sofortigen Abstieg erlebt. Ist es jetzt die schwierigste Zeit für Sie in Rostock?
Nein. Fußball ist ein Tagesgeschäft, und ich bin überzeugt, dass wir schon bald wieder bessere Tage haben werden. Der Abstieg war zwar bitter, aber kein Weltuntergang, so wie die Freude über den Aufstieg auch schnell vorbei war.

Sie sind derzeit kein Stammspieler. Mitte September standen Sie zuletzt in der Startelf. Wie beurteilen Sie Ihre persönliche Situation?
Ich bin damit natürlich nicht zufrieden, aber ich akzeptiere die Entscheidungen des Trainers. Ich versuche, mich im Training anzubieten und dem Coach die Wahl der Aufstellung so schwer wie möglich zu machen.

Seit 2005 haben Sie das Abitur. Wie sehen Ihre Pläne aus?
Ich hatte nach dem Abitur schon ein Studium der Grundschulpädagogik angefangen. Doch die Zeit war mit dem hohen Trainingspensum und den vielen Spielen zu knapp. Ich konnte kaum Vorlesungen besuchen. Nach meiner Karriere will ich aber auf jeden Fall nochmal studieren.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal