Lichtblicke und Blickfänge

Theaterfestival von Blinden und Sehenden an drei Orten

  • Lucía Tirado
  • Lesedauer: 2 Min.
Festivalflyer
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Als Zeichen dafür, dass hier etwas anders läuft, zeigt das Plakat das Gesicht einer Frau falsch herum. Beim internationalen Festival »Transvisuelle Dramatik« sind Blinde, Sehbehinderte und Sehende zusammen auf der Bühne. Felix Goldmann, Chef des Acud-Theaters, hatte diese ungewöhnliche Idee. 2006 gab es bereits ein kleines Theaterfest dazu. Diesmal reicht sein Theaterraum in der Veteranenstraße nicht für die Präsentationen. Deshalb wird es vom 9. bis 15.11. auch im Saalbau Neukölln und in der Wabe Aufführungen geben. Festivalzentrum ist die Galerie im Kunsthaus Acud, wo die blinde Malerin Silja Korn ihre Schau »Lichtblicke« zeigt.

Die Theatergruppen aus Ungarn, Finnland, Kroatien und Spanien wählen unterschiedliche Methoden für ihre Stücke mit deutschen Übersetzungen. Das ungarische »Theater Blindflug« beispielsweise wird im Dunkeln spielen und am Ende dem Publikum eine fröhliche Überraschung bieten, kündigt Goldmann an. Zu den deutschen Gruppen gehört das Ensemble DS12 aus der Schule für Blinde und Sehbehinderte Königs Wusterhausen. Es zeigt »Leben oder Bemühungen am untauglichen Objekt mit untauglichen Mitteln« von Peter Haus um Sinn und Unsinn.

Das »normale« Theater, geht aus Goldmanns Konzept hervor, probierte bislang kaum Konzepte aus, Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen einzubeziehen. Dabei passe der Versuch, die Dominanz des Sehens bei dieser Kunstart zu durchbrechen, durchaus zu gegenwärtigen ästhetischen Überlegungen. Außer den Schülern sind die Akteure allesamt Profis. Bei gängigen Theaterfestivals haben sie dennoch kaum eine Chance, obwohl sie in Schauspiel und Tanz Neues einbringen. Sie arbeiten statt dessen in eigenen Theatern oder in gemeinnützigen Vereinen, die sich für Behinderte engagieren.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass diese Gruppen sich sozialkritisch artikulieren. So setzt sich die finnische Gruppe Tähtisumu Ry (Sternennebel) in der Gesellschaftskomödie »Eine Hexe kehrt ins Leben zurück« mit westlicher Lebensart auseinander. Novi Život (Neues Leben) aus Kroatien beschäftigt sich mit sozialer Ausgrenzung. Das deutsche Ensemble NullOptik hat Alltagsmissverständnisse in »Vier« zu bieten. Der Gruppe Nachtsicht aus Marburg geht es in »Blickfang« um das Thema sehen und gesehen werden. Und die Spanier mit dem Namen Contando Hormigas (Ameisen zählend) beschreiben eine Reise durch Europa auf der Suche nach neuer Bleibe. »Ma nana voy yo difícil...« heißt ihr Stück.

Gemeinsam haben alle diese Theatergruppen neben ihrer Kreativität, dass sie mit wenig Geld auskommen müssen. Damit sind sie dem Acud-Theater sehr nah.

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