Kein Beat ist illegal

Asian Dub Foundation begeisterten im Kesselhaus

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer die momentane Zerrissenheit Indiens – zwischen Atomaufbruch und Raumfahrtprogramm einerseits und Kastensystem oder Religionskonflikten andererseits – musikalisch umgesetzt erleben wollte, der war beim Konzert von Asian Dub Foundation (ADF) am Montagabend im Kesselhaus genau richtig. Tabla-Trommeln trafen hier auf kühle Elektronik, gesampelte indische Folklore auf modernste Globalisierungskritik, asiatische Wurzeln auf die sehr eigene Klubmusik aus den britischen Metropolen – die grundsätzlich eine Spur härter ist als ihre Euro- oder US-Pendants.

»Super Power« von der gerade erschienenen Platte »Punkara« war der Song, der dieses Spannungsfeld – in dem sich auch die fünf indischstämmigen, in England aufgewachsenen ADF-Musiker befinden – am besten beschrieb. »Indien wird zur Supermacht. Ist es gut, ist es schlecht? Wir wissen nur, dass es so ist«, verkündeten ADF in diesem Fall selten unentschlossen. Zeichnet sich die vor zehn Jahren gegründete Polit-Band doch sonst eher durch eindeutige, deshalb aber nicht zwingend simple, Haudrauf- und Revolutions-Rhetorik aus – wie etwa in den großartigen Songs »(We want your) Oil« oder »Take back the Power«.

Musikalisch war am Montag alles erlaubt. So changierte die Show zwischen den Extremen der Hochgeschwindigkeits-Rhythmen des »Jungle« und den eher vom Reggae beeinflussten Zeitlupen-Beats, abgerundet durch abgehackten Sprechgesang. Doch auch Rock- und Funkausflüge waren zu verzeichnen und natürlich die großartige, traditionell gehaltene Hommage an den pakistanischen Kultmusiker Nusrat Fateh Ali Khan.

Und während andere Bands mit deutschen Sätzen wie »Hallo Berlin, wie geht es euch?« zu punkten versuchen, haben die sympathischen Politfreaks von ADF nach eigener Aussage nur genau vier Worte unserer Sprache gelernt: »Kein Mensch ist illegal!«

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