Der EU-Dissident

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 1 Min.

Vaclav Klaus hat eine ungewöhnliche Art, die am 1. Januar 2009 beginnende EU-Ratspräsidentschaft seines Landes vorzubereiten: Der Prager Staatspräsident lässt keine Gelegenheit aus, sein Missvergnügen an dieser Union zu demonstrieren. In Dublin präsentierte er sich jetzt als »EU-Dissident« und unterstützte offen den inzwischen über die irischen Landesgrenzen hinaus bekannten Unternehmer und EU-Skeptiker Declan Ganley, einen der Architekten des Neins auf der Insel beim einzigen Referendum zum Lissabonner Vertrag. Das war der Regierung dort dann doch zu viel der Meinungsfreiheit. Sie sprach von »unangebrachter Einmischung«, sucht man doch gerade gemeinsam mit Brüssel einen Ausweg aus der selbst verschuldeten konstitutionellen Krise der EU. Während in der Union alles auf Irland schaute, vergaßen viele, dass es da auch ohne Volksabstimmung noch einen weiteren Wackelkandidaten gibt: In Prag hatten Parteifreunde von Klaus aus der regierenden konservativen ODS das Schicksal des Vertragswerkes erst einmal in die Hand des Verfassungsgerichts gegeben. Dessen Entscheidung verzögert sich aber, so dass die notwendige Abstimmung im Parlament bis Jahresende nicht mehr möglich ist. Noch darf Klaus also auf einen Paukenschlag während der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft hoffen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal