Businessman

Nir Barkat / Der rechtsnationalistische Politiker wird neuer Bürgermeister von Jerusalem

  • Nissrine Messaoudi
  • Lesedauer: 2 Min.

»Ich bin ein Jerusalemer«, sagte der frisch gebackene Bürgermeister von Jerusalem, der die Kommunalwahl mit 52 Prozent der Stimmen, wie am Mittwoch morgen bekannt wurde, für sich entschied. Für seinen schärfsten Rivalen, der ultraorthodoxe Rabbiner Meir Porusch, votierten 43 Prozent.

Der erfolgreiche High-Tech-Unternehmer, der mit der Computer-Softwarefirma BRM ein Vermögen machte, trat zum zweiten Mal zum Kampf um das Jerusalemer Rathaus an. 2003 ging er als Verlierer gegen den ultraorthodoxen Uri Lupolianski aus der Wahl hervor. Seine betont säkulere Einstellung verhalf ihm allerdings diesmal zum Sieg. Viele Wähler setzten auf seine Erfahrung im Unternehmensbereich, die der 49-Jährige gegen die »Verarmung der Stadt und für die Schaffung von Arbeitsplätzen« einsetzen will. Eine Möglichkeit, um seine Ziele zu erreichen, sieht er in der Tourismusbranche. Zehn Millionen Touristen pro Jahr will der rechtsnationalistische »Businessman« in die heilige Stadt locken.

In Jerusalem geboren und aufgewachsen, engagiert sich der Vater von drei Töchtern in verschiedenen Unternehmen und sozialen Organisationen für die Stadt, die seiner Auffassung nach nicht nur sein Zuhause, sondern das der »gesamten jüdischen Welt« ist. In seiner Siegesrede betonte er seinen »Einsatz für alle Bewohner Jerusalems«, auch für die arabische Bevölkerung. Dass er im Interesse der dort lebenden Araber handeln wird, bezweifeln jedoch nicht nur diese, sondern auch linke Israelis. Barkat hat sich nämlich im Wahlkampf klar zu Jerusalem als »unteilbarer und ewiger Hauptstadt des jüdischen Staats« bekannt – und will die jüdischen Wohnviertel im arabischen Ostteil ausbauen. Von den 730 000 Einwohnern der Stadt leben rund 250 000 Araber im 1967 besetzten Ostteil, den die Palästinenser als Hauptstadt eines künftigen eigenen Staates beanspruchen. Sie boykottierten den Urnengang angesichts der »Wahl unter israelischer Besatzung«.

Barkat kündigte an: »Wenn wir es schaffen, die Probleme dieser Stadt zu lösen, können wir die Probleme des ganzen Staates lösen.« Das wird jedoch nicht gehen, wenn auf dem israelischen Alleinanspruch für Jerusalem beharrt und eine Lösung der Jerusalem-Frage auch für die Palästinenser verweigert wird.

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