Mikroelektronik-Leuchtturm flackert

Krise bei Qimonda ängstigt sächsische Politik – Staatshilfen für Chip-Hersteller gefordert

  • Hendrik Lasch, Dresden
  • Lesedauer: 2 Min.
Bangen in »Silicon Saxony«: Der Chip-Hersteller Qimonda steckt in einer schweren Krise und braucht dringend Geld – womöglich auch vom Staat. Erst unlängst hatten arabische Investoren den Konkurrenten AMD gerettet.

Mahnwachen der Mitarbeiter vorm Werktor, der Aktienkurs von einst 14 Euro auf ganze 13 Cent gestürzt – es steht nicht gut um den Chip-Hersteller Qimonda, der in Dresden seine größte deutsche Filiale unterhält und zu den Pfeilern der Mikroelektronik-Industrie in Sachsen, des »Silicon Saxony«, gehört. Dass die Infineon-Tochter schwächelt, ist länger bekannt; jetzt werden die Nachrichten aber immer düsterer. Inzwischen scheint die Existenz des Unternehmens auf der Kippe zu stehen. Qimonda, titelte diese Woche die »Süddeutsche Zeitung«, drohe »das Ende«.

Um die Pleite abzuwenden, braucht Qimonda dringend Geld. Wegen des rasanten Preisverfalls auf dem hart umkämpften Markt für Speicherchips hat das Unternehmen allein in den ersten neun Monaten des Jahres 1,5 Milliarden Euro Verlust eingefahren. Im Oktober waren eine Tochterfirma zu Geld gemacht und ein drastischer Sparplan verkündet worden. Ihm sollen weltweit 3000 der 13 500 Stellen zum Opfer fallen; in Dresden werden 950 von 3000 Jobs gestrichen und ganze Teile der Produktion geschlossen.

Inzwischen ist aber fraglich, ob diese Maßnahmen zur Rettung des Unternehmens reichen. Bis Jahresende werde ein Investor gebraucht, der frisches Geld bereitstellt, heißt es; anderenfalls drohe die Insolvenz. »Das Ausmaß der Probleme«, zitiert die »Süddeutsche« einen Brief des Betriebsrates an die Belegschaft, »bedroht die Existenz des Unternehmens.«

Qimonda, das zu 77,5 Prozent der Infineon AG gehört, ist nicht der einzige »Leuchtturm« der Mikroelektronik-Branche in und um Dresden, der Schwierigkeiten hat. Auch AMD, das unweit des Qimonda-Werkes einen großen Produktionsstandort betreibt, drohte wegen anhaltender Verluste das Geld auszugehen. Anfang Oktober wurde das US-Unternehmen aber durch arabische Investoren gerettet. Sie schossen Kapital in eine gemeinsame Tochter, in die auch die Dresdner Fabriken ausgegliedert werden.

Bei Qimonda ist noch kein Retter in Sicht. Wegen der Rolle des »Leuchtturms« für die sächsische Mikroelektronikbranche wird nun laut über staatliche Hilfen nachgedacht. Sachsens SPD-Wirtschaftsminister Thomas Jurk stehe »in ständigem Kontakt« mit dem Unternehmen, heißt es; das Ministerium kündigt an, das »uns zur Verfügung stehende Instrumentarium nutzen« zu wollen. In Rede stehen Bürgschaften, Kredithilfen oder Fördergelder, wobei der Spielraum wegen der EU-Vorschriften begrenzt ist. Sachsen hatte bereits Beteiligungen an Chipfirmen übernommen – aber in besseren Zeiten. André Hahn, Chef der Linksfraktion, fordert das Land im Interesse des Technologiestandortes und der rund 20 000 Arbeitsplätze zum Handeln auf: Es müsse »tabulos über Möglichkeiten einer Staatsbeteiligung nachgedacht« werden.

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