Frauenverdienste

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 2 Min.

Verdienst, das sagt schon der Name, muss man sich verdienen. Wenn man die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zu Lohnunterschieden zwischen den Geschlechtern richtig interpretiert, drängt sich also der Schluss auf, dass es sich die Frauen im Lande offensichtlich immer noch nicht so sehr verdient haben wie die Männer: 23 Prozent beträgt der Gehaltsunterschied zwischen den beiden Geschlechtern. Doch wer ist an der Misere schuld? Die Frauen, die sich trotz geringerer Verdienst- und Aufstiegschancen für einen »Frauenberuf«, zum Beispiel im sozialen Sektor, entscheiden? Die auf Grund mangelnder Kinderbetreuungsmöglichkeiten eine deutlich schlechter bezahlte Teilzeitstelle annehmen? Die sich für gleiche Positionen schlechter bezahlen lassen?

Wie die Studien der vergangenen Jahre zeigen, hat sich an der Ungleichbehandlung bis heute nichts Wesentliches geändert. Auch die Vorkämpferin des deutschen Politfeminismus, Familienministerin Ursula von der Leyen, konnte keinen Durchbruch erringen. Ihr mütterlich-karriereorientiertes Leben ist anscheinend unter den derzeitigen gesellschaftlichen Verhältnissen nicht so einfach wiederholbar. Vielleicht sind die Gegenbeispiele auch einfach zu mächtig: In den größten deutschen Konzernen gibt es keine weiblichen Vorstandsvorsitzenden; Gewerkschaften und Parteien glänzen ebenfalls nicht mit vielen Führungsfrauen. Deutschland hat laut einem EU-Bericht einen europäischen Spitzenplatz in der Ungleichbezahlung der Geschlechter inne. 1919 wurde das Frauenwahlrecht hierzulande eingeführt – knapp 90 Jahre später ist das Land von einer tatsächlichen Gleichstellung noch meilenweit entfernt.

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