Russischer Warnschuss

  • Thomas Wieczorek
  • Lesedauer: 2 Min.

Kaum hat die westliche Fußballwelt den Schock vom UEFA-Cupsieg des Senkrechtstarters Zenit St. Petersburg halbwegs verdauert, da folgt einer neuer russischer Warnschuss vor den Bug. Das Starensemble aus der Zarenstadt wurde nämlich seinerseits von Rubin Kasan, der russischen Antwort auf die hiesige TSG 1899 Hoffenheim, als Meister entthront.

Der mit Öl-Millionen finanzierte Klub aus der Hauptstadt der Teilrepublik Tatarstan holte sich sogar schon drei Spieltage vor Saisonschluss den Titel und durchbrach damit nicht nur die jahrzehntelange Erfolgsserie der Vereine aus Moskau und St. Petersburg, sondern qualifizierte sich auch für die Gruppenphase der Champions League ab 2009.

So ganz überraschend kommt der Triumph allerdings auch wieder nicht: Bereits 2003, ein Jahr nach dem Erstliga-Aufstieg, wurde man Dritter und schnupperte 2004 und 2007 – allerdings weitgehend unbemerkt von Fußball-Europa – UEFA-Cupluft.

Ganz ohne Stars kommt auch Kasan nicht aus. Der serbische Goalgetter Savo Milosevic spielte früher für Parma und Saragossa, der ukrainische Stürmer Sergej Rebrow für Tottenham, Mittelfeldstar Gökdeniz Karadeniz ist türkischer Nationalspieler, Spielmacher Sergej Semak spielte früher bei St. Germain Paris und ist Kapitän des russischen Nationalteams, und auch die drei Brasilianer Kalisto, Jean Narde und Gabriel machen zumindest optisch einiges her. Nur Trainer Witali Kafanow ist bei uns noch dermaßen unbekannt, dass einige deutsche Medien nicht einmal seinen Namen wussten.

Dagegen haben sich andere russische Spitzenklubs bereits mit Trainerprominenz eingedeckt: Jürgen Röber trainiert Saturn Ramenskoje, Dick Advocaat Zenit St. Petersburg und Michael Laudrup Spartak Moskau. Und wenn es bei Bayern München doch nicht so optimal läuft, sieht man vielleicht Jürgen Klinsmann irgendwann auf der Bank in der Wolgastadt.

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