André Lange bleibt altem Bob treu

Im Bob und Skeleton erfolgt Saisonstart am Wochenende mit deutschen Meisterschaften in Winterberg / Erste Dopingfälle und neuer Weltcuport

Die vorolympische Saison im Bobsport ist noch gar nicht richtig losgegangen, da überschatten erste Dopingfälle die Szenerie. Der Anschieber des Schweizer Weltklasse-Bobpiloten Ivo Rüegg, Tommy Herzog, ist als Dopingsünder überführt worden und muss mit einer zweijährigen Sperre rechnen. Auch die B-Probe eines bei einer Trainingskontrolle im September in Cesana (Italien) absolvierten Dopingtests des WM-Zweiten von 2007 ergab einen überhöhten Testosteronwert. Zuvor war mit dem EM-Zweiten Martin Galliker ein weiterer Schweizer Bobfahrer mit zu hohem Testosteronwert aufgefallen und danach mit sofortiger Wirkung zurückgetreten.

Die zweite spektakuläre Entscheidung: Der Bob- und Skeleton-Weltverband FIBT entzog Cortina d'Ampezzo (Italien) über Nacht den Weltcup und vergab die Bob-und Weltcuprennen nach Königssee. Die Italiener haben die von der FIBT-Bahnkommission dringend geforderten Umbauten nicht termingerecht umgesetzt.

Für Lange ist 2010 Schluss

In der deutschen Bob- und Skeletonszene richten sich die Blicke auf die künstlich vereiste Bahn im sauerländischen Winterberg. Dort erfolgt an diesem Wochenende der scharfe Start in die Saison mit den deutschen Meisterschaften, und die sind zugleich ein erster Test für den Weltcup eine Woche später an gleicher Stelle.

Bob-Star André Lange vom BSR Rennsteig Oberhof, dreifacher Olympiasieger, achtfacher Welt- und sechsfacher Europameister im Zweier und Vierer, geht dabei wieder mit dem Viererbob der Berliner Forschungs- und Entwickluingsstelle (FES) in den vorolympischen Winter. Der inzwischen 35-jährige Sportsoldat ist überzeugt: »Der verbesserte Schlitten wird deutlich schneller laufen als im Vorjahr.« Der Doppel-Weltmeister von 2008 in Altenberg hatte nach Materialproblemen seinen Olympiasieger-Bob von der FES vor den WM in Altenberg gegen einen Viererbob der bayerischen Firma Singer getauscht. Damit holte er sich auch den WM-Titel, sagte danach aber: »Die Zeit mit Singer war eine gute Erfahrung, doch wir wissen, wohin wir gehören.« Ein Treueschwur für FES vom Oberhofer, der nach den Winterspielen 2010 in Vancouver seine Laufbahn beenden will – mit Olympia-Gold.

Schwere Olympiabahn

Die neue Olympia-Eisschlange in Whistler Mountains haben der Pilot Lange und seine Crew schon am Ende der letzten Saison getestet und mit dem FES-Bob 148,4 km/h erreicht. »Im richtigen Wettkampfrennen wird es hier klar über 150 Sachen gehen«, mutmaßt Lange. »Das wird für nicht so erfahrene Piloten wegen der gefährlichen Kurven eine riskante Angelegenheit.« Bei den Testrennen hatten der russische Vizeweltmeister Alexander Subkow und der Kanadier Pierre Lueders bei schweren Stürzen ihre Bobs zu Schrott gefahren.

Olympia ist Zukunft – Winterberg ist Gegenwart. Dort dürften André Lange (Oberhof), Thomas Höpfner (Winterberg) und Thomas Florschütz (Riesa) das Meisterschaftsgeschehen bei den Männern bestimmen. Vor Jahresfrist in Altenberg waren Höpfner im Zweier und Florschütz im Vierer zu Meisterehren gekommen. Lange hatte auf die Titelrennen verzichtet und fuhr nur den Spurschlitten, um Material zu testen. Bei den Frauen wollen neben der favorisierten Olympiasiegerin, Weltmeisterin und Titelverteidigerin Sandra Kiriasis (Winterberg) auch Claudia Schramm (Oberhof) und Anja Schneiderheinze-Stöckel (Erfurt) in den Medaillenkampf eingreifen.

Ärger bei Skeleton-Frauen

Im Lager der deutschen Skeleton-Pilotinnen hatte es letzte Woche Ärger gegeben. Nach der verpassten Weltcup-Qualifikation beendeten die ehemalige Europa- und Weltmeisterin Monique Riekewald und Julia Eichhorn (beide Oberhof) frustriert ihre Leistungssportkarriere. »Bei beiden war zwar eine Leistungssteigerung erkennbar, aber der Rückstand zur internationalen Elite ist deutlich zu groß«, begründete Bundestrainer Jens Müller seine Entscheidung, beide aus dem Nationalkader zu nehmen. »Da davon auszugehen ist, dass diese Defizite in naher Zukunft nicht zu beheben sind, planen wir nicht mehr mit ihnen.«

Müller nominierte nach der nationalen Selektion schon das Weltcup-Aufgebot, das von Weltmeisterin Anja Huber (Berchtesgaden), und dem WM-Dritte Frank Rommel (Zella-Mehlis) angeführt wird. Hinzukommen Sandro Stielicke Winterberg), Florian Grassl (Königssee), Marion Trott (Oberhof) und Ex-Europameisterin Kerstin Szymkowiak (Winterberg). Huber ist auch Titelverteidigerin bei den Meisterschaften in Winterberg.

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