Jeder Zweite wird pflegebedürftig

Gmünder ErsatzKasse (GEK) stellt umfassenden Report vor

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 2 Min.
Jeder zweite Bundesbürger wird mit großer Wahrscheinlichkeit im Laufe seines Lebens pflegebedürftig. Das ist ein Ergebnis des neuen Reports der Gmünder ErsatzKasse (GEK), der am Montag in Berlin vorgestellt wurde.

In Deutschland nehmen schon heute zwei Millionen Menschen Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch, während drei Millionen einzelne Hilfsleistungen brauchen, aber noch keine Pflegestufe erreichen. Ein weiterer Fakt des GEK-Reports: Der größte Teil der durch Pflegekassen angebotenen Leistungen wird jeweils im Todesjahr der Patienten geleistet.

Besonders in der Pflegestufe I, der zur Zeit 52 Prozent der Pflegebedürftigen zugewiesen sind, gab es in den Jahren 1996 bis 2006 Zuwächse. 35 Prozent der Pflegebedürftigen haben die Stufe II, etwa 13 Prozent Stufe III. Die Verfasser des »Pflegereports 2008« unter Leitung von Heinz Rothgang vom Zentrum für Sozialpolitik an der Universität Bremen werteten erstmals sowohl amtliche als auch Daten der Pflegeversorgung seitens der GEK aus. Repräsentativ sind diese Angaben auch deshalb, weil die Versicherten-Zahl der GEK je Bundesland über der Teilnahmezahl etwa für den Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes liegt.

Pflegekarrieren, so betonte GEK-Vorstandsvorsitzender Rolf-Ulrich Schlenker, seien keine Einbahnstraßen: Aus allen drei Pflegestufen gebe es Rückstufungen von insgesamt fünf Prozent. Wieder völlig selbstständig würden aber meist nur Menschen, die, etwa auf Grund eines Schlaganfalls oder Unfalls, lediglich zeitweise auf Hilfe angewiesen waren. Es gebe eine alarmierende Tendenz, so Schlenker: Menschen, die professionelle Pflegeleistungen in Anspruch nehmen, kommen schneller in Pflegeheime als jene, die Pflegegeld empfangen und von Angehörigen versorgt werden. »Deshalb sollte die Pflege im häuslichen Umfeld weiter gestärkt werden.«

Weiteres Thema des Reports ist die ärztliche Versorgung der Patienten in Heimen. Während die Hausarztkonsultationen in ausreichender Frequenz möglich sind, weist Heinz Rothgang auf eine teilweise Unterversorgung seitens einiger Fachmediziner hin, darunter Augenärzte und Orthopäden. Besonders beunruhigend sei der Mangel an Konsultationen durch Gerontologen, Psychiater und Neurologen. Vor allem für Demenzkranke müsse die fachärztliche Versorgung gesichert werden. Hier stelle sich die Frage, wer verantwortlich sei: Angehörige, Pflegekräfte oder der Hausarzt? Abhilfe könnte durch die Einbindung von medizinischen Versorgungszentren geschaffen werden, in denen sowohl Allgemeinmediziner als auch Fachärzte tätig sind. Die GEK selbst will nach Angaben ihres Vorstandsvorsitzenden die geriatrische Pflichtschulung ihrer Haus-ärzte verstärken.

Die Finanzierung der Pflegeversicherung erfolgt zu 60 Prozent durch die Pflegekassen, ergänzt durch 10 Prozent von der Sozialhilfe, der Rest wird aus privaten Quellen erbracht. Zwar funktioniere die Pflegeversicherung »auch in einem Wachstumsmarkt«, so Schlenker, aber die nächste Reform sei bereits in Sicht, »wahrscheinlich mit einer Ausweitung der Leistungen«.

Bis zu drei Millionen Euro lässt sich die Gmünder ErsatzKasse (GEK) ihre mehrmals jährlich erscheinenden Reports zu Gesundheitsthemen kosten.

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