Indien hilft Tamilenflüchtlingen aus Sri Lanka

Streitkräfte des Inselstaates setzen unterdessen ihre Offensive im Norden unvermindert fort

  • Hilmar König, Delhi
  • Lesedauer: 3 Min.
2000 Tonnen Nahrungsmittel, Bekleidung, Hygiene- und Sanitärartikel übergibt Indien an diesem Donnerstag der Vertretung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Sri Lankas Hauptstadt Colombo. Die Sendung ist für Tausende Kriegsflüchtlinge im Norden der Insel bestimmt.

Das Schicksal der aus ihren Heimatdörfern vertriebenen Angehörigen der tamilischen Minderheit ist beim Nachbarn Indien Tagesthema. Auf dem Gipfeltreffen der Anrainerstaaten des Golfes von Bengalen (BIMSTEC) in der vorigen Woche in Delhi forderte Premier Manmohan Singh von Sri Lankas Präsident Mahinda Rajapakse, unter allen Umständen Sicherheit und Wohlergehen der Tamilen zu gewährleisten. Er übergab den vollen Wortlaut einer Resolution, die das Parlament des Unionsstaates Tamil Nadu zuvor einstimmig verabschiedet hatte. Darin wird der Schutz der tamilischen Minderheit in Sri Lanka, eine Waffenruhe und eine ausgehandelte Lösung des ethnisch-sozialen Konflikts im Rahmen eines vereinten Sri Lanka verlangt.

Die Luftangriffe auf tamilisches Siedlungsgebiet verurteilten Politiker verschiedener indischer Parteien als inakzeptabel. Die tamilische Minderheit habe ein Recht auf ein Leben in Würde, betonten sie.

Rajapakse hingegen beharrte in Delhi auf dem Standpunkt, erst müsse »der Terrorismus ausgerottet werden«, ehe man an Verhandlungen denken könnte. Politische Gespräche seien nicht möglich, bevor die LTTE (Befreiungstiger von Tamil Eelam) ihre Waffen gestreckt habe. Der tamilischen Zivilbevölkerung, so behauptete er, würde nichts geschehen: »Wir kümmern uns um unsere Leute.«

Unterdessen hält die Offensive im Norden unvermindert an. Am vergangenen Wochenende meldete das Militär die Eroberung des Küstenstützpunktes der Rebellen in Ponneryn. Damit seien der Landweg auf die Jaffna-Halbinsel von Westen her geöffnet und die Aufständischen weiter auf die Verliererstraße gedrängt worden.

Seit mehr als einem Jahr attackieren die Streitkräfte die Rebellenstellungen und trieben seitdem Tausende dort siedelnde tamilische Zivilisten in die Flucht. Erklärte Absicht der Regierung und des Militärs ist, das Verwaltungszentrum der Rebellen in Kilinochi sowie das in der Nähe vermutete LTTE-Hauptquartier zu stürmen. Armeechef General Sarath Fonseka, dessen Amtszeit gerade um ein Jahr verlängert wurde, bekräftigte seine Absicht, in dieser Zeit die LTTE zu besiegen. Im Verlaufe von zwei Jahren seien die Streitkräfte 70 Kilometer nordwärts in Rebellengebiet vorgerückt.

Anfang des Monats hatte die Regierung in Colombo ihren Budgetentwurf für 2009 dem Parlament unterbreitet. Er sieht eine Rekordsumme für die Kriegsmaschinerie in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar vor. Das stellt eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von sieben Prozent dar. Die im Parlament von Colombo vertretene Tamilische Nationalallianz kritisierte in einer Stellungnahme, dass der Staat kolossale Summen verschwendet, um das historische Siedlungsgebiet der tamilisch sprechenden Bevölkerung zu bombardieren, dort die Zivilisten zu attackieren, einen Genozid an ihnen zu verüben und Hunderttausende Tamilen zu vertreiben, was einer ethnischen Säuberung gleichkäme. Davon und von internationalen Protesten unbeeindruckt, setzt Colombo jedoch seinen Feldzug fort.

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