Mut zum Aufbruch doppelt belohnt

Volleyball: SCC Berlin siegt 3:1 gegen Düren – vor 4950 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle

Eine im Berliner Volleyball höchst seltene Kulisse am Dienstagabend in der Max-Schmeling-Halle
Eine im Berliner Volleyball höchst seltene Kulisse am Dienstagabend in der Max-Schmeling-Halle

Das hat der Berliner Volleyball schon seit vielen Jahren nicht mehr erlebt: Die Fans strömen in Scharen; der Hallensprecher bittet die Zuschauer, in den Sitzreihen aufzurücken, damit auch diejenigen Platz finden, die bislang mit einem Stehplatz zufrieden sein müssen. Schließlich öffnet der Veranstalter auch den zunächst geschlossenen und mit Stoffplanen abgedeckten Oberrang für die platzsuchenden Fans.

Das alles geschah am Dienstagabend in der Berliner Max-Schmeling-Halle. Dorthin war der deutsche Vizemeister SCC Berlin mit einem ganz normalen Bundesligaspiel gegen evivo Düren gewechselt. Eine Premiere, denn sonst bestreitet Berlins Männer-Volleyball-Topteam seine Heimspiele in der engen Charlottenburger Sporthalle in der Sömmeringstraße.

4950 Fans kamen – der Zuschauerrekord für den dreifachen deutschen Meister (bisher 2450 in der Sömmeringhalle vor vier Jahren im Meisterschaftsfinale gegen Friedrichshafen) übertraf alle Erwartungen. »Das hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht gedacht. Ich sehe mich in meiner These bestätigt, dass Berlin eine Sportstadt ist. Diese Sportbegeisterung verdanken wir nicht zuletzt Teams wie Alba, Eisbären und den Füchsen«, meinte SCC-Manager Kaweh Niroomand. Er war noch zu Saisonbeginn belächelt worden, als er die Idee vom »gelegentlichen Ausflug« in die Max-Schmeling-Halle vortrug. »Jetzt empfinde ich Genugtuung«, gestand er, »dass das Wagnis aufgegangen ist und uns die Berliner Volleyballfans nicht in Stich gelassen haben. Mehr noch: Sie haben eine Bombenstimmung in der Halle entfacht und die Mannschaft nach vorn getrieben. Einfach großartig!«

René Hecht, mit 385 Länderspielen deutscher Rekordinternationaler, einst langjähriger Kapitän der Nationalmannschaft – zunächst in der DDR, danach in der BRD – und seit 2005 Präsident des Berliner Volleyball-Verbandes, war nicht minder beeindruckt: »Eine solche Kulisse zu einem Bundesligaspiel zeigt doch, was in Berlin möglich ist, wenn man den Mut zu Neuem aufbringt.« Nun läge es am SCC, mehr daraus zu machen und die in Scharen neu gewonnenen Fans auch beim Bundesliga-Alltag in der Sömmeringhalle sportlich zu verwöhnen. Dazu ist schon beim nächsten Heimspiel am 3. Dezember gegen Eltmann Gelegenheit.

Manager Niroomand indes blieb bei aller Vorfreunde auf das zweite Spiel des SCC in der Max-Schmeling-Halle am 1. Februar gegen den deutschen Serienmeister VfB Friedrichshafen realistisch: »Ich greife jetzt nicht nach den Sternen. Aber wir haben gezeigt, wo es lang geht.« Finanziell kostete den Verein dieser Standortwechsel rund 15 000 Euro zusätzlich.

Der Mut zum Aufbruch in neue Dimensionen wurde doppelt belohnt. Die Berliner schlugen den dreimaligen Vizemeister aus Düren mit 3:1 (23:25, 25:17, 25:23, 25:18). »Man hat gemerkt, dass meine Spieler mit viel Respekt vor dem eigenen Publikum begonnen haben«, meinte SCC-Trainer Michael Warm zum verlorenen ersten Satz. Aber der Gastgeber kam beeindruckend ins Spiel zurück. Durch die Einwechslung von Sebastian Fuchs im zweiten Satz bekam die Mannschaft »eine neue Dynamik« (Warm). Mit jugendlichem Mut und hoher Risikobereitschaft überraschte der Ex-Beachvolleyballer den Gegner mit kraftvollen Angriffen von der Diagonalposition.

»Das hat super Spaß gemacht vor dieser Kulisse«, freute sich der 22-Jährige, der mit 13 Punkten erfolgreichster Berliner war und viel Lob vom Trainer hörte: »Sebastian hat mit Herz und Engagement gespielt und die Einwechslung durch seine Leistung bestätigt.« Da auch Dirk Westphal und der zum »Spieler des Tages« gekürte Marcus Böhme mit erfolgreichen Block- und spektakulären Angriffsaktionen brillierten, stand nach 105 Minuten der 3:1-Sieg fest.

Hinter Friedrichshafen (12:2 Punkte), Königs Wusterhausen (12:4) und Unterhaching ist der SCC Berlin Tabellenvierter (beide 10:4). Düren (6:8) ist Achter.

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