nd-aktuell.de / 20.11.2008 / Brandenburg / Seite 24

Gütesiegel für anständig entlohnte Arbeiter

Deutscher Gewerkschaftsbund und polnische Solidarnosc nennen ihre Vorschläge für die Oderregion

Andreas Fritsche

Ähnlich wie das Biosiegel auf Lebensmitteln könnte es auch ein Gütesiegel »Gute Arbeit« beziehungsweise polnisch »Dobra praca« geben. Das Gütesiegel dürften Hersteller auf ihre Produkte drucken, die ihre Mitarbeiter anständig entlohnen und für ein akzeptables Betriebsklima sorgen. Das ist nur eine Idee der Gewerkschaften für die Oderregion. DGB-Abteilungsleiter Heiko Glawe nannte sie jetzt bei einer Konferenz in Berlin. Andere Vorschläge sind die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns oder die Vergabe öffentlicher Aufträge nur an solche Firmen, die Tarif zahlen. In Polen gibt es dergleichen schon. Gesammelt wurden die Vorschläge vom Deutschen Gewerkschaftsbund und von der polnischen Solidarnosc.

Hintergrund ist die sogenannte Oderpartnerschaft, bei der es um die wirtschaftliche Zusammenarbeit der Bundesländer und der Wojewodschaften entlang der deutsch-polnischen Grenze geht. Die im Jahr 2006 gestartete Partnerschaft richtete sich zunächst nur an die Unternehmen. Dass es die Arbeiter und Angestellten sind, die Werte schaffen, habe dabei zunächst keine Rolle gespielt, rügte Dieter Scholz, Vorsitzender im DGB-Bezirk Berlin-Brandenburg. Immerhin habe der Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) die Gewerkschaften dann zum Mitmachen aufgefordert. Für das Projekt, bei dem die Idee eines Gütesiegels entstand, beantragten der DGB und die Solidarnosc Fördermittel. Es gab mehrere Veranstaltungen. Eine Studie zum Verkehr in der Oderregion wurde erstellt. Das Projekt steht kurz vor dem Abschluss. Es läuft noch bis Jahresende.

Über »Gute Arbeit« werde international diskutiert, erzählte Glawe. Während in der Bundesrepublik über Mindestlöhne gestritten werde, drehe sich die Diskussion in Polen um die Frühverrentung. Einen zunehmenden Fachkräftemangel infolge der anhaltenden Abwanderung gebe es übrigens nicht nur in Ostdeutschland, sondern auch in Westpolen. Eine Maßnahme wären grenzüberschreitend organisierte Qualifizierungen.