nd-aktuell.de / 22.11.2008 / Kultur / Seite 28

Ohne rechte Fahrt

Heiko Frings

Die Zeit des Kolonialismus: Wir schippern wir als Kaufleute zu Handelsstationen von Ostafrika bis nach China. Die nötigen Schiffskarten ersteigern wir im Bietwettstreit und legen sie zu offenen Reihen aus: Wer jeweils die meisten Schiffskarten einer der Kolonialmächte Frankreich, England, Holland, Dänemark oder Schweden besitzt, darf zu deren nächstem Handelsstützpunkt reisen.

Je nachdem, welches Stationsplättchen wir dort auflesen, platzieren wir eine Handelsware für die Endabrechnung auf dem Spielfeld. Für jede Mehrheit bei einer Warensorte winkt dafür am Ende Gold. Auch die Plättchen selbst kann man sofort oder später gegen Gold eintauschen – je mehr Plättchen verschiedener Nationen wir auf einmal aufbieten, desto mehr Gold gibt es dafür. Der Tausch ist jedoch so streng reglementiert, dass man schon einiges Kartenglück braucht, um die passenden Plättchen zusammenzubringen. Wäre das noch zu verschmerzen, so ist manches andere schlicht merkwürdig verwirrend: Papierscheine mit Zahlen sehen aus und funktionieren zwar wie Geld, stellen aber Wechsel dar. Eine Zahlenleiste am Spielfeldrand zählt dafür keine Siegpunkte, sondern Gold. Und je größer die Flotte einer Kolonialmacht wird, desto leichter fällt sie Piraten zum Opfer. Zudem vergisst man leicht, den Piratenspielstein vorzurücken und muss nachzählen, was den Spielfluss immer wieder bremst – und seinen Anteil daran hat zu verhindern, dass dieser Handelswettstreit richtig Fahrt aufnimmt.

»Batavia« von Dan Glimne & Grzegorz Rejchtman, Queen Games, für drei bis fünf Spieler ab 10 Jahren, ca. 29 Euro.