Finanzjongleure bei Hannover 96

  • Thomas Wieczorek
  • Lesedauer: 2 Min.

Während jeder halbwegs klardenkende Mensch und Politiker derzeit einen großen Bogen um alles macht, was auch nur im entferntesten nach Investmentkapital und Heuschrecken klingt, will Hannover 96 eben diesen Finanzjongleuren die Tür in den bezahlten deutschen Fußball weit öffnen.

Vorstandschef Martin Kind möchte auf der gerade stattfindenden DFL-Mitgliederversammlung die sogenannte 50+1-Regel kippen, die eine Stimmenmehrheit von Investoren in den Bundesligaklubs verbietet. DFL-Boss Rauball ist allerdings strikt dagegen, »dass jemand die Vorteile einer Solidargemeinschaft in Anspruch nimmt, aber bei der erstbesten Gelegenheit die Vorteile sucht und die Solidargemeinschaft zu sprengen versucht«.

Die Gelegenheit wäre äußerst günstig, schließlich sucht das nimmersatte Anlagekapital wie immer günstige Opfer, findet sie aber derzeit nur schwer. Selbst halbseidene Betrügerklitschen haben derzeit schwer zu kämpfen, da auch die arglosesten Bürger und Kleinbetriebe kaum noch Geld haben, das man ihnen aus der Tasche ziehen könnte.

Daher dürften zwar seriöse Investoren wie etwa sizilianische Schutzgeldkonzerne oder russische Öl-Magnaten wenig Interesse zeigen, wohingegen die Private-Equity-Branche aus dem Land der unbegrenzten Risiken auf mutige Global Player wie den Hannoveraner Kind sicher schon gewartet haben.

Sollten also die großen Investmentbanken die nächsten Tage überstehen und ihre Manager nicht ins Gefängnis wandern, könnten sie Hannover 96 zweifellos als Kapital betrachten, das der Einverleibung und der Vernichtung wert wäre: Wer General Motors, die Lehman Brothers und die Citibank kleinkriegt, der verspeist einen mittelmäßigen Bundesligaklub zum Frühstück. Die Übergabeverhandlungen sollte Heuschreckenanwalt Friedrich Merz führen und die Investition in Form von Immobilien-Zertifikaten erfolgen.

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