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  • Sportlerumfrage 2008

Womöglich nicht zum letzten Mal

Späte Ehrung für Diskuswerferin Franka Dietzsch und Kombinierer Ronny Ackermann

  • Jürgen Holz und Jirka Grahl
  • Lesedauer: 3 Min.

Manchmal ist es wie verhext: Die Spitzenathleten haben eine lange Saison, hetzen von Wettkampf zu Wettkampf, haben dann schließlich Urlaub und bereiten sich kurz darauf in Trainingslagern schon wieder auf die nächste Saison vor. Und mittendrin noch PR-Veranstaltungen mit Sponsoren. Termine sind nur schwer zu verabreden. Das bekam auch ND zu spüren: Die Neubrandenburgerin Franka Dietzsch, die 2007 zum dritten Mal Diskus-Weltmeisterin wurde, und der Oberhofer Nordisch-Kombinierer Ronny Ackermann, im Vorjahr Einzel-Weltmeister und Team-Vizeweltmeister, kamen zu ihrer verdienten Ehrung mit den ND-Pokalen als »ND-Sportler des Jahres« erst recht spät. Nun, bekanntlich hat auch der Herbst seine Reize.

Treff im Kraftraum – am gedeckten Tisch

Mit Franka Dietzsch treffen wir uns in einer für sie gewohnten Umgebung: inmitten des Kraftraums des Neubrandenburger Jahn-Sportforums – allerdings an einem gedeckten Tisch. Die nicht nur im Diskusring so souverän agierende und zudem so ungemein sympathische Frau zeigt sich höchst erfreut über den schmucken »ND-Sportpokal«, den sie – nach 2005 nun schon zum zweiten Mal – von ND-Geschäftsführer Olaf Koppe überreicht bekommt. »Ein ganz besonderes Stück«, meint sie mit Blick auf die Plastik und ulkt: »Im Augenblick hätte ich aber den Sportpokal gar nicht verdient, denn hinter mir liegt eine verflixte Saison.«

In der Hand die Trophäe, die symbolisiert, »dem Sieger werden Flügel wachsen«, spricht sie sofort wieder vom Sportalltag. Nach dem verletzungsbedingt verpassten Olympiastart in Peking (»Als ich Olympia im Fernsehen verfolgte, hätte ich vor Frust fast in den Tisch gebissen«) konzentriert sich die 40-Jährige auf ihr Comeback – zusammen mit Trainer Dieter Kollark, über den sie sagt: »Ohne ihn wäre ich nicht das, was ich im Sport geworden bin.« Die zehnfache deutsche Meisterin visiert ihren vierten WM-Start im August 2009 in Berlin an. »Im Dezember beginnt das gezielte Wintertraining. Ich blicke nicht zurück, sondern nur nach vorne. Und eine längere Pause wäre genau der falsche Weg, bei allem Für und Wider mit meinem linken Problemfuß«, schildert sie.

Franka Dietzschs Fixpunkt ist der 21. August 2009. Dann steht im Berliner Olympiastadion das Diskus-Finale an. »Bei der Heim-WM noch einmal eine Medaille holen – das wäre mein Traum.« Gelänge ihr der Coup, wäre dies nicht nur das i-Tüpfelchen auf eine große Karriere: Sie wäre mit Sicherheit auch wieder Mitfavoritin bei der ND-Sportlerwahl 2009.

Als wir uns nach vergnüglichen zwei Stunden im Kraftraum verabschieden, überrascht Franka Dietzsch die Tischrunde mit einem kühnen Ausblick: »Wenn der Diskus weit genug fliegt und die Konkurrenz weit genug hinter mir liegt, ist selbst Olympia 2012 in London ein Thema.«

Treff in der »Thüringer Hütte« am Grenzadler

Der Kombinierer Ronny Ackermann steckt im Gegensatz zu Franka Dietzsch schon kurz vor der Wettkampfphase, als er sich mit ND in der »Thüringer Hütte« vor der Bundeswehrkaserne am Grenzadler in Oberhof trifft. Hier trainiert der 31-jährige Sportsoldat für die Saison, die nächstes Wochenende im finnischen Kuusamo beginnt.

Schon zum dritten Mal nach 2003 und 2005 erhält er den ND-Pokal. Dennoch strahlt er, als er ihn begutachtet: »Richten Sie Ihren Lesern vielen Dank aus! Ein schönes Stück, jetzt schon mein drittes!« Dann bestellt er sich eine Apfelsaftschorle und erzählt gutgelaunt von dem, was ihm bevorsteht: vom neuen Wertungssystem in der Kombination (»Nur noch ein Sprung!«), von der Ski-WM im Februar im tschechischen Liberec (»Ich will eine Medaille!«) und davon, dass er mindestens bis zu Olympia 2010 noch weitermachen will (mehr dazu im ND-Gespräch in der kommenden Woche): »Spaß und Motivation sind einfach da. Der Sport ist ja mein absoluter Lebensinhalt.« Gut möglich also, dass der ND-Pokal von 2007 noch nicht sein letzter war.

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