Ratlose Finanzpolitik

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat seinen Haushaltsentwurf für 2009 erheblich »nachgebessert«. Angesichts des Konjunkturabsturzes wurde die erwartete Neuverschuldung merklich in die Höhe geschraubt. Doch noch immer rechnet die Regierung mit stark geschönten Zahlen. Sie geht von einem Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent aus, während die Bundesbank mittlerweile von einer tiefen Rezession mit merklich schrumpfendem Bruttoinlandsprodukt ausgeht. Die Folge für den Haushalt: Die Steuereinnahmen fallen erheblich niedriger aus als geplant, und die Ausgaben etwa für die Arbeitslosigkeit deutlich höher. In der Summe würde ein gewaltiges Loch im Budget klaffen. Groß wäre die Gefahr, dass die Politik in eine Sparpanik ausbricht wie zu Zeiten von Hans Eichel und Rot-Grün. Der Rotstift wurde damals bekanntlich mit Vorliebe bei den Sozialausgaben angesetzt, was die Konjunktur weiter abwürgte. Der Ausweg waren damals steigende Exporte – das Ausland musste den Aufschwung finanzieren. Dies wird jetzt nicht passieren, da die Weltwirtschaft insgesamt in die Krise schlittert.

Wer rechtzeitig Vorsorge treffen und ein böses Erwachen vermeiden möchte, müsste jetzt kräftig gegensteuern. Einzige Alternative wäre es, durch massive Ausgabenerhöhungen zur Stärkung der Binnennachfrage dem Konjunktureinbruch entgegenzusteuern. Durch gewiss nicht unpopuläre Steuererhöhungen für Vermögende und Konzerne ließe sich dies finanzieren. Das Dumme ist nur, dass die Bundesregierung den Ernst der Lage entweder noch immer nicht begriffen hat. Oder sie ist schlicht und ergreifend mit ihrem finanzpolitischen Latein am Ende.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal