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»Wir machen's« gegen »Er kann's«

Heiko Maas führt Saar-SPD in die Wahl – Heute Parteitag in Dillingen

  • Sebastian Raabe
  • Lesedauer: 3 Min.
Wenn am heutigen Samstag in Dillingen die Delegierten der saarländischen SPD den 42 Jahre alten Juristen zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2009 küren, wird Heiko Maas schon zum zweiten Mal Herausforderer von Ministerpräsident Peter Müller (CDU) sein. Doch im Stück um die Macht an der Saar gibt es mit Oskar Lafontaine neben Maas und Müller einen weiteren Hauptdarsteller.

Wer von den drei Bewerbern am Ende als strahlender Held von der Bühne geht, ist keineswegs ausgemacht. Maas und seine Partei strotzen knapp neun Monate vor der Wahl – zumindest offiziell – vor Zuversicht. »Wir spielen nicht auf Platz, sondern auf Sieg«, sagt Maas. Der Hauptgegner sei nicht Lafontaine, sondern Müller. Doch die Lage der SPD ist angesichts der Kandidatur des ehemals eigenen Regierungschefs Lafontaine mehr als verzwickt.

Im Jahr 2004 hatte Maas für die SPD 30,8 Prozent der Stimmen geholt. Schlechter waren die Sozialdemokraten im Saarland bei einer Landtagswahl seit 1960 nicht weggekommen. Müller verteidigte seine absolute Mehrheit. Aktuelle Umfragen sehen die SPD bei 25, die Union bei 38 Prozent. Will SPD-Landeschef Maas also Müller ablösen, braucht er vermutlich einen starken Partner, und ausgerechnet Lafontaines LINKEN trauen die Demoskopen 23 Prozent zu.

Sollten Grüne und FDP, die bei fünf und sechs Prozent um den Wiedereinzug bangen, den Sprung nicht schaffen, dann ist der Wechsel ohne die LINKE nicht möglich. Für manche in der SPD wäre es ein Albtraum, auch wenn Rot-Rot an der Saar für die Landespartei eine Option ist. Lafontaine hingegen unterstellt Maas und Müller, bereits Absprachen für eine Große Koalition getroffen zu haben, was beide vehement dementieren.

Doch Maas hat noch ein anderes Problem: Müller und Lafontaine haben den Wahlkampf zum Duell erklärt, und Maas muss seinen Platz zwischen dem einstigen und dem aktuellen Ministerpräsidenten erst finden. Erfahrung in einer Regierung hat Maas allerdings auch. Unter Lafontaine war er Umweltstaatssekretär, für dessen Nachfolger Reinhard Klimmt führte er von 1998 bis zum Wahlsieg der Union 1999 als jüngster Landesminister das Ressort. Doch derbe Rededuelle, die Lafontaine beherrscht und auch Müller nicht scheut, sind seine Sache nicht.

Jung, modern und überraschend will die SPD in den Wahlkampf ziehen. Selbstbewusst verkündet der Slogan der Partei: »Wir machens«. Der Spruch kann durchaus als Antwort auf die Parole der LINKEN gelesen werden, die mit »Er kanns« Lafontaine wieder zurück in die Staatskanzlei bringen will. Die Landes-SPD hat indes per Beschluss festgelegt, Lafontaine auf keinen Fall wieder zum Ministerpräsidenten zu wählen. Die LINKE kündigte im Gegenzug an, im Fall einer möglichen Juniorpartnerschaft Maas nicht zu unterstützen. Allerdings, eine Koalition mit der LINKEN mag die SPD nicht ausschließen und so ist das erste rot-rote Bündnis im Westen durchaus denkbar.

Die SPD-Spitze blickt eher zwiespältig auf Maas. Einige haben nicht vergessen, wie er – vergleichbar mit Andrea Ypsilanti – seinerzeit Gerhard Schröder bei den Hartz-IV-Reformen das Leben schwer gemacht hat. Dennoch gilt Maas nicht nur bei den SPD-Linken in Berlin als politisches Talent – auch mit einer späteren Perspektive für den Bund. dpa

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