nd-aktuell.de / 06.12.2008 / Politik / Seite 1

Banken: Absturz in Rezession droht

Aufträge für deutsche Industrie brechen schon jetzt ein / Bundesrat für Konjunkturprogramm

Deutschland droht 2009 eine der tiefsten Rezessionen seit Gründung der Bundesrepublik. Schon jetzt sind am Konjunkturhimmel dunkle Wolken aufgezogen.

Berlin (Agenturen/ND). Die Bundesbank erwartet im nächsten Jahr den schärfsten Wirtschaftsabschwung in Deutschland seit 1993 und den Absturz in eine tiefe Rezession. Wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise sei 2009 mit einem Einbruch des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,8 Prozent zu rechnen, sagte die Bank am Freitag in Frankfurt am Main voraus. Am stärksten geschrumpft war das BIP in Deutschland bislang 1975 als Folge der Ölkrise mit minus 0,9 Prozent.

Nach Einschätzung der Deutschen Bank könne das Bruttoinlandsprodukt im nächsten Jahr sogar um bis zu vier Prozent schrumpfen. Die Wahrscheinlichkeit dafür betrage »rund ein Drittel«, sagte der Chefvolkswirt der Bank, Norbert Walter. Als mögliche Ursachen nannte er eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation in Russland und im Nahen Osten. Der Chefökonom forderte die Bundesregierung auf, die Mehrwertsteuer »sofort für ein Jahr« auf 16 Prozent zu senken, um den Inlandskonsum zu stärken. Sonst sei der Absturz »nicht mehr zu verhindern«.

Laut Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums brachen im Oktober die Auftragseingänge für die deutsche Industrie um 6,1 Prozent ein – nach minus 8,3 Prozent im September. Im Zweimonatsvergleich September/Oktober gegenüber Juli/August gab es ein Auftragsminus für industrielle Erzeugnisse von 9,5 Prozent. Die Inlandsnachfrage ging um 6,3 Prozent zurück, Auslandsorders sackten um 12,6 Prozent ab.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise zieht auch international weiter Kreise. In Italien macht sich Panik breit. Vier von zehn Italienern sehen ihren Arbeitsplatz gefährdet, eine große Mehrheit (71 Prozent) fürchtet um den Lebensstandard, so das italienische Sozialforschungsinstitut Censis. Die ums Überleben kämpfenden US-Autokonzerne General Motors, Chrysler und Ford sind für milliardenschwere Staatshilfen nun zu Fusionen bereit. Dennoch schlug den Bossen der drei Konzerne bei einer Anhörung vor dem Senat teils Ablehnung entgegen. Es geht akut um 34 Milliarden US-Dollar (26,78 Mrd Euro), um drohende Pleiten abzuwenden. Während bei den deutschen Autokonzernen Daimler und BMW der Pkw-Absatz im November im Vergleich zum Vorjahresmonat um ein Viertel einbrach, kündigte der japanische Autokonzern Honda aus Kostengründen den Ausstieg aus der Formel 1 an.

In Berlin stimmte der Bundesrat am Freitag trotz Kritik aus den Ländern dem Konjunkturprogramm der Regierung zu. Vorgesehen sind unter anderem eine befristete Aussetzung der Kfz-Steuer, zusätzliche Verkehrsinvestitionen und verbesserte Abschreibungsbedingungen für Unternehmen. Der Bundestag beschloss, dass der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung zum 1. Januar von 3,3 auf 2,8 Prozent sinkt.