Spreepark im Plänterwald vor Versteigerung

Grüne wollen das Land mitbieten lassen, doch kein Gebot vom Finanzsenator / Termin noch offen

  • Marina Mai
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein schönes Plätzchen ist der Spreepark allemal.
Ein schönes Plätzchen ist der Spreepark allemal.

Der Spreepark im Plänterwald kommt unter den Hammer. Das bestätigt die Sprecherin für die Berliner Zivilgerichte, Katrin-Ilena Schönberg. Ein Termin für die Versteigerung sei noch nicht angesetzt, sagt sie weiter. Beantragt hätte die Zwangsversteigerung des Erbbaurechtsvertrages das Finanzamt, sagt Irina Dähne vom Berliner Liegenschaftsfond.

Die Spreepark GmbH hatte 1997 mit dem Land Berlin ein Erbbaurecht für 99 Jahre über das Grundstück des Vergnügungsparkes im Plänterwald geschlossen. Spreepark-Mann Norbert Witte und sein Team haben den Freizeitpark in wenigen Jahren mit Millionenschulden belastet und sich 2001 mit sechs Vergnügungsgeschäften nach Peru abgesetzt. Gläubiger sind die Deutsche Bank, das Land Berlin, verschiedene Privatpersonen und eben das Finanzamt.

Als Witte aus den Anden zu einer medizinischen Behandlung nach Berlin kommen wollte, klickten die Handschellen: Er hatte in einem Fahrgeschäft Kokain geschmuggelt. Im Mai diesen Jahres hatte er seine Haftstrafe abgesessen. Das Land Berlin, dem das mit mindestens 15 Millionen Euro belastete Grundstück noch immer gehört, hatte bis dahin vergebens versucht, einen Käufer für den Spreepark zu finden.

Das Problem: Wer das Grundstück erwarb, das noch immer im Landesbesitz ist, sollte laut Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) die Schulden von rund 15 Millionen Euro gleich mit schultern. Es fand sich kein Interessent. Mit einer Zwangsversteigerung wäre diese Bedingung vom Tisch. Die Gläubiger würden aber vermutlich auf einem großen Teil ihrer Forderungen sitzen bleiben. Weil das Insolvenzverfahren im Sommer mangels Masse eingestellt wurde, hat Norbert Witte wieder die Verfügungsgewalt über das Grundstück. Die endet erst, wenn sich ein Käufer findet.

Die verrotteten Fahrgeschäfte, zwischen denen sich die Natur Stadtraum zurückerobert, sind derzeit als Filmkulisse sehr begehrt. Witte erteilt generös Drehgenehmigungen. Die Grünen fordern, das Land solle bei der Versteigerung mitbieten und das Grundstück in eine Grünfläche zurückverwandeln. »Der Spreepark ist Teil eines innerstädtischen Waldes«, sagt ihre Wirtschaftspolitikerin Lisa Paus. »Seit die Karussells still stehen, haben sich hier schützenswerte Tier- und Pflanzenarten angesiedelt.« Doch das wird das Land nicht tun, wie Sarrazins Sprecher Clemens Teschendorf klarstellt. »Wir geben kein Gebot ab.« Die Bürgerinitiative im Plänterwald fordert ein neues Umweltverträglichkeitsgutachten.

»Wir bezweifeln, ob ein Vergnügungspark mit Parkhaus und breiten Zufahrtsstraßen nach dem neuen EU-Recht dort umweltverträglich ist«, sagt Erhard Reddig von der Bürgerinitiative. Denn genau das sieht der Bebauungsplan des Bezirkes Treptow-Köpenick vor, der allerdings mangels eines Investors auf Eis liege. Ob der Bezirk eine solche Studie in Auftrag gibt, sei noch nicht entschieden, sagt Bezirksamtssprecher Hans-Rainer Harder. Und Norbert Witte? Er glaubt nicht an eine Zwangsversteigerung. »Sowas dauert drei bis fünf Jahre und die Banken müssen zustimmen, auf ihre Ansprüche zu verzichten«, sagt er. Im Juli hatte er den Medien noch großspurig verkündet, das Grundstück sehr bald an eine Investorengruppe zu geben. Ob sie den Zuschlag erhalte, so Witte damals, das entscheide »ich ganz allein«. Heute will er kleinlaut nichts mehr davon wissen. »Die Investoren verhandeln mit dem Land Berlin. Ich halte mich da raus.« Liegenschaftssprecherin Irina Dähne bestätigt Verhandlungen mit Interessenten »im Anfangsstadium«.

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