Tristesse im Fußball-Osten

Bundesliga-Halbzeit: Cottbus und Rostock noch zu retten?

Im Sommer 1991 vollzog sich auch im deutschen Vereinsfußball die Wiedervereinigung. Die acht besten Teams der letzten DDR-Oberligasaison wurden in den Spielbetrieb der Bundesligen integriert. 17 Jahre danach gibt der Fußball-Osten mit nur noch zwei Bundesligaklubs ein tristes Bild ab: Erstligist Cottbus und Zweitligist Rostock sind klare Abstiegskandidaten – mit negativem Image.

FC Energie Cottbus

Die Lausitzer sind Tabellenschlusslicht. Nicht im Bundesliga-Klassement, dort rangieren sie auf dem drittletzten Platz, sondern in der Zuschauertabelle. Das Stadion der Freundschaft hat Platz für 22 500 Fans, doch im Schnitt kommen nur 15 000. Es scheint, als könne sich die Anhängerschaft nicht mit der Mannschaft identifizieren. Bei der Fanumfrage zum »Energie-Fußballer des Jahres« gewann Torwart Gerhard Tremmel vor Timo Rost, zwei von nur drei deutschen Profis, die zur Stammelf zählen.

In Cottbus setzt man mangels finanzieller Möglichkeiten auf billigere Spieler aus Osteuropa. Und das ist nicht nur ein Problem für die Fans. Den Spielern fehlt die Bindung zum Verein, und intern gibt es nicht nur Schwierigkeiten in der Kommunikation. Der Albaner Ervin Skela und der Bulgare Dimitar Rangelow gerieten auch körperlich aneinander.

Die neueste Episode Cottbuser Zwietracht gipfelt im Bruch Rangelows und dessen Landsmannes Stanislaw Angelow mit dem Klub. Nach einer Geldstrafe ob vorzeitigen Verlassens der Weihnachtsfeier erklärten beide unisono, dass sie »Energie unbedingt verlassen wollen«. Ob die Verpflichtung des Unternehmensberaters Albert Weil hilft, die beiden sportlich wichtigen Spieler umzustimmen, ist fraglich. Der 57-Jährige soll als Mentaltrainer das Wir-Gefühl stärken. Der Optmismus von Trainer Bojan Prasnikar vor dem Spiel in Leverkusen klingt wie ein frommer Wunsch: »Ende gut, alles gut.«

FC Hansa Rostock

Trotz bescheidener Mittel mischt der FC Hansa im achtzehnten Jahr im bezahlten Fußball mit, davon zwölf in der ersten Bundesliga. Nun droht der Absturz in die Drittklassigkeit – mit schweren Folgen: »Ein Abstieg schließt langfristiges Überleben aus«, sieht Vorstandsvorsitzender Dirk Grabow schwarz. Eigentlich Zeit für Veränderungen. Doch auf der Mitgliederversammlung wurden wieder die »üblichen Verdächtigen« in den Aufsichtsrat gewählt, obwohl die Vereinsführung »Fehler« eingestand. Rostocks neuer Trainer Dieter Eilts scheint ebenfalls überfordert: »Was ich mir vorgestellt habe, ist bei Weitem übertroffen worden – aber negativ.«

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