Uneinig im Protest

16 000 Unterschriften gegen weitere Theaterfusionen im Nordosten

  • Velten Schäfer, Schwerin
  • Lesedauer: 2 Min.
Mecklenburg-Vorpommern will bis 2020 alle Theater des Landes zu zwei großen Intendanzen fusionieren. Es gibt Widerstände – aber einer Meinung sind die Bühnenleute nicht.

Die Theaterleute haben die falsche Form gewählt. 16 400 Unterschriften trägt eine vom Theater Vorpommern initiierte Petition gegen weitere Theaterfusionen im Nordosten, doch der Landtag wird sich nicht ausführlich damit beschäftigen. Eine Anhörung im Bildungsausschuss wird es nicht geben, entschied gestern die rot-schwarze Mehrheit im Petitionsausschuss. Hätten die Theaterleute statt einer Petition eine Volksinitiative gestartet, hätte die Zahl der Unterschriften gereicht, sich auf die Agenda zu setzen.

Die Massenpetition zeige, so LINKE-Kultursprecher Torsten Koplin, ein großes Unbehagen gegenüber den Plänen der Regierung. Das »Theaterkonzept« von Kultusminister Henry Tesch (CDU) sieht ab 2010 eine enge Kooperation des bestehenden Neustrelitz-Neubrandenburger Bühnenverbunds mit der Landesbühne in Anklam vor, ab 2012 ist eine Zusammenführung aller Theater im Osten »unter einheitlicher Intendanz« vorgesehen. Umfassen würde dies Neubrandenburg/ Neustrelitz, das Theater Vorpommern, die Landesbühne Anklam, die Tanzkompanie Neustrelitz – und vielleicht auch das Barlach-Theater Güstrow, von dem unklar ist, ob es dem Westen oder dem Osten angehört. Im Westen sollen Schwerin und Rostock mit Parchim und Wismar eine Einheit bilden.

Das Stück, das um die Bühnen im Land aufgeführt wird, heisst »Teile und Herrsche«: Umstritten ist die Reform zwar beiderseits der A 19, die künftig die Grenze zwischen dem Kulturwesten und dem Kulturosten bilden soll. Besonders in Schwerin und Rostock gibt es Widerstände. Doch einig sind sich die Bühnenleute nicht: Im Osten beklagt man sich gern über eine Benachteiligung bei der Mittelvergabe gegenüber Schwerin und Rostock – und fährt auch in Sachen Fusion nicht den gleichen Kurs. Neubrandenburg/Neustrelitz hat für den ersten Schritt der Reform jüngst ein vom Minister begrüßtes Konzept vorgelegt: Die GmbH soll in eine Holding umgewandelt werden, der Anklam, das Theater Neustrelitz, die Philharmonie und die Stiftung Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz angehören sollen.

Das Greifswalder Theater Vorpommern, das auch Stralsund und Putbus bespielt, widersetzt sich dagegen. Fünf Häuser auf 170 Kilometer Entfernung? Da könne von sinnvollen Synergieeffekten keine Rede mehr sein, so schon im Sommer Geschäftsführer Hans-Peter Ickradt. Auch Anton Nekovar, Intendant am Theater Vorpommern, ist ein ausgesprochener Gegner der Fusionspläne. Sein 2010 auslaufender Vertrag aber soll, wie im November bekannt wurde, nicht verlängert werden. Es habe »Unstimmigkeiten« mit leitenden Angestellten gegeben.

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