nd-aktuell.de / 13.12.2008 / Brandenburg / Seite 15

Krisenfest

Klaus Joachim Herrmann

Nach der Krise könnte ja auch in der Krise sein, dachte wohl ein Kollege. So fragte er nach der Senatssitzung, ob denn die SPD mit ihrem Austritt aus der Koalition gedroht habe. »Krisenszenarien sind gerade angesagt«, zeigte Senatorin Knake-Werner (LINKE) durchaus Verständnis. Senatssprecher Meng beschwichtigte ernsthaft, »nicht jede Kontroverse mündet gleich in die Krise«. Die umstrittene Abstimmung Berlins im Bundesrat war bei der Senatssitzung ohnehin schon in die Rubrik »Verschiedenes« abgerutscht.

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Über der LINKEN als angeblichen »Schlittenhunden der Macht« schwingt seit geraumer Zeit der FDP-Fraktions-Zuchtmeister Lindner die rhetorische Peitsche. Doch die so gescholtene Fraktionschefin Carola Bluhm nimmt es gelassen. Sie freute sich in einem Casino-Gespräch sogar, als sympathischer, umweltfreundlicher Antrieb in der Stadt gewürdigt zu werden, der auch noch mit der SPD Schlitten fahren könne.

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»Ich hatte das Vergnügen, nicht an der Sportministerkonferenz teilzunehmen«, bekannte Sportsenator Ehrhart Körting wie selbstverständlich im Plenum des Abgeordnetenhauses. Ganz klar war es nicht, ob ihm in diesem Augenblick nur ein Versprecher unterlaufen war. Denn im Zusammenhang mit einem Beschluss derselben hatte er von einer »eindimensionalen Sicht« der Sportverantwortlichen gesprochen. Natürlich vertraue er den Kollegen, doch noch mehr Senator Zöllner. Den bat er um eine Prüfung des Sachverhaltes.

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Mit einer etwas ungewohnten Anleihe suchte Stefan Liebich (LINKE) die FDP zu verblüffen. Extra für sie habe er herausgesucht: »Der Spekulationskapitalismus ist gescheitert.« Das habe allerdings nicht die kommunistische Plattformerin Sarah Wagenknecht gesagt, sondern CSU-Chef Horst Seehofer.

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Als ungebrochen erweist sich über Parteigrenzen hinweg der hauptstädtische Sportsgeist. Unverdrossen streben die Fraktionsvorsitzenden endlich einen Sieg gegen den Senat an – im Eisstockschießen am Montag, 15. Dezember, um 18 Uhr auf dem Bebelplatz in Mitte. Gewinnen werden in jedem Fall Straßenkinder, denn der Erlös der Eisbahn geht an das Hilfswerk Off Road Kids.