Domino-Effekt

  • Gabriele Oertel
  • Lesedauer: 2 Min.

Genüsslich haben die Medien Horst Seehofers Landung als Bettvorleger beobachtet. Tagelang hatte der neue bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef tapfer von München aus den Krisenkurs von Kanzlerin Merkel attackiert und sofortige Steuererleichterungen gefordert, ja mit dem Boykott des Koalitionstreffens Anfang Januar gedroht – um am Freitag bei seinem ersten offiziellen Berliner Auftritt die erwartete »Brandrede« doch nicht zu halten. Offenbar hatte Merkel ihn inzwischen über die Rolle der kleineren Schwesterpartei in der Union aufgeklärt. Sie, die schon dem Duo Beckstein/Huber nicht den Gefallen tat, im Landtagswahlkampf mit der Pendlerpauschale Rückenwind zu spenden, damit der ohnehin absehbare Einbruch der bayerischen Staatspartei nicht gar zu gewaltig ausfällt, wird sich auch vom findigen Seehofer nicht ihr Konzept streitig machen lassen. Schließlich stellt sie sich selbst 2009 zur Wahl und muss sich ein paar Wohltaten fürs wählende Volk aufheben.

Seehofer ist Profi genug, da erst mal auf Kompromiss umzuschalten. Und sich derweil in der eigenen Partei mit Aufräumarbeit die Zeit zu vertreiben. Denn der für die CSU steinige Mittelstreckenlauf, von der sein Vorgänger im Parteiamte faselt, darf so lange nicht dauern. Spätestens bei Europa- und Bundestagswahl wird sich zeigen, wie es fürderhin für die CSU in der Union läuft. Verliert sie auch da – ist Schluss mit der Sonderstellung und vermutlich auch der Seehofer-Nimbus hinüber. Deshalb auch hat der ehrgeizige Ingolstädter mit dem Stühlerücken begonnen. Für den glücklosen Wirtschaftsminister Michael Glos und den Landesgruppenchef Peter Ramsauer könnten ungemütliche Zeiten anbrechen.

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