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Klamotten für nach(haltig) denkende Menschen

»Grüne Textilien« bekommen immer mehr Aufwind – damit wächst auch der Druck auf die Großen der Branche

  • Knut Henkel
  • Lesedauer: 3 Min.
Fair, nachhaltig und klimaneutral sind Modewörter, die in jedem zeitgemäßen Marketingkonzept stehen. Auch die Textilbranche bildet da keine Ausnahme. Doch transparent und fair geht es nur selten zu. Allerdings sorgen Kleinlabels wie Edun, Kuyichi oder Armedangels für Diskussion in der Branche und Druck auf die Großen.

Das Kölner T-Shirt-Label Armed-angels (bewaffnete Engel) ist neu in der Branche und Martin Höfeler und sein Kollege Anton Jurina sind Quereinsteiger, wissen aber genau, was sie wollen: Sie wollen mit ihren T-Shirts die Welt verbessern, denn bei Armedangels wird nicht nur fair gehandelte Bio-Baumwolle verwendet, sondern auch Wert drauf gelegt, dass die feinen Fasern ganz und gar biologisch produziert werden. »Social fashion company« steht folgerichtig auf dem Klingelschild in der Kölner Bismarckstraße, wo die kleine Firma im Souterrain untergebracht ist. Die beiden Mittzwanziger setzen dabei jedoch auf klare Schnitte und coole individuelle Drucke, die nicht an jeder Ecke zu haben sind. Das etwas andere Konzept kommt langsam an, denn seit Juni schreibt Armedangels schwarze Zahlen.

Ein Blick auf die Homepage der bewaffneten Engel zeigt, dass die Kölner bekannte Fürsprecher haben. Musiker wie Thomas D. von den Fantastischen Vier, Designerin Johanna Klum oder Schauspieler Jochen Vogel unterstützen das Label, welches trendige Mode mit fairer und ökologischer Produktion vereinbaren will. Nichts originär Neues, denn kleine Labels wie Edun von U2-Sänger Bono, das niederländische Bio-Jeanslabel Kuyichi oder Misericordia aus Peru haben sich in den letzten Jahren kleine Nischen auf dem internationalen Markt erkämpft. Sie produzieren erfolgreich fair und ökologisch und sorgen genauso wie Nichtregierungsorganisationen wie »Organic Exchange« dafür, dass die Großen unter Druck geraten, ihr Sortiment zu erweitern.

Biobaumwollprodukte haben Nike, Levi’s oder The Gap im Angebot und aus den USA pflanzt der Trend sich fort. So hat zum Beispiel C&A seit einem Jahr Biobaumwollprodukte im Angebot und das Sortiment soll weiter ausgebaut werden. Auch das Versandhaus Otto verarbeitet seit geraumer Zeit Biobaumwolle in der eigenen Kollektion und hat mit »Cotton made in Afrika« auch nachhaltig produzierte Baumwollprodukte im Angebot. »Von 6000 Tonnen 2001 ist die Biobaumwollproduktion auf 58 000 Tonnen geklettert und es werden auch in Deutschland deutlich mehr Produkte angeboten«, so Alexandra Perschau, Biobaumwollexpertin des Pestizid Aktions-Netzwerks (PAN) in Hamburg.

Der Bioboom, so Marktforschungsinstitute, könnte auf den Textilsektor übergreifen, und viele kleine Labels wie Zündstoff, fairliebt, Bioshirt oder Armedangels sorgen für Alternativen. In Berlin gibt es jedes Jahr eine Textilmesse, auf der die »grünen« Brands, wie es neudeutsch für Marken heißt, ihre Produkte präsentieren können. Von Jahr zu Jahr steigt die Zahl der Anbieter, die unter ökologischen und ethisch korrekten Gesichtspunkten nachhaltig produzieren. Fünf Prozent der etwa 750 Aussteller waren es 2008. Auch Höfeler hat dort neue Kontakte geknüpft, sich von den anderen inspirieren lassen und auf die eigene Kollektion aufmerksam gemacht.

Martin Höfeler von Armedangels hat bei »grünen Textilien« die gesamte Prozesskette im Blick. Von A bis Z sollte sie fair und ökologisch sein, damit auch der »Baumwollfarmer würdevoll von seiner Arbeit leben kann«. Sein Ziel ist es, direkt mit 272 Baumwollfarmern eines indischen Dorfes zu kooperieren und mit deren Biobaumwolle eine eigene Produktion aufzubauen. Ein ehrgeiziges Ziel, das möglichst viele Unternehmen kopieren sollen, so Höfeler. Er wünscht sich, »dass alle ihre Klamotten so produzieren wie wir«.

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