Symptom der Gesellschaft

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Täter, die am Wochenende erneut das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin mit Hakenkreuzen beschmiert haben, verfolgen eine perfide Logik. Mit wenig Aufwand versuchen sie, eine maximale öffentliche Wirkung für ihre antisemitische Tat zu erzielen, indem sie ausgerechnet den Ort schänden, an dem des größten Verbrechens der Deutschen gedacht wird: der Ermordung der Juden in Europa. Zieht man die mehrmalige Schändung des benachbarten Mahnmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen sowie des jüdischen Friedhofs in Weißensee im vergangenen Jahr mit ein, drängt sich der Verdacht auf, dass Neonazis systematisch Anschläge in der Hauptstadt betreiben – zu sehr häufen sich die Schändungen.

Dass diese Gesellschaft sich solchen Taten entgegenzustellen hat, ist selbstverständlich. Die Frage, die sich stellt, lautet jedoch, wie dies zu tun ist. Eine erneute Debatte um die Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen würde die Ursache des Problems verkennen. Bereits jetzt bewachen Polizei und Sicherheitsdienste Tag und Nacht das Gelände des Mahnmals im Herzen Berlins. Dennoch werden auch künftig Schmierereien aufgrund des offenen Denkmalkonzepts schwer zu verhindern sein. Mehr Sicherheit kann also nicht die Antwort sein. Vielmehr gilt es, die Tat als Symptom des immer noch in dieser Gesellschaft grassierenden Rechtsextremismus zu begreifen, der von allen zu bekämpfen ist.

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