Gestrandet

Verse für die Bildhauerin Veronika Sufuentes

»Taj Mahal« heißt das indische Restaurant am Bahnhof Schöneweide, in dem Veronika Sufuentes die Bedienung darum bat, einen Wunsch auf den weißen Keilrahmen zu schreiben. Der Inhaber Allah Ditta, ein Pakistani, hörte das Gespräch, nutzte das Zögern seines Angestellten und erklärte die Angelegenheit kurzum zur Chefsache. Kunstvoll schrieb er zwei Worte auf die Leinwand, die aus dem Urdischen übersetzt »Qual und Verlassenheit« bedeuten. Er habe dabei an sein Land gedacht, verriet der Pakistani.

Die Bildhauerin hat den Rahmen samt Leinwand anschließend dreigeteilt, Leisten eingeleimt, die Ränder mit Metall ausgeschlagen und die einzelnen Stücke mit Scharnieren wieder zusammengefügt, als wolle sie das Leid des Restaurantbesitzers ausdrücken.

Nur eine Straßenecke weiter, in der Schnellerstraße, arbeitet der junge Dichter Bastian Schlickeisen im Sonnenhaus-Café. Als Veronika Sufuentes ihm eine leere Leinwand unter die Nase hält, schreibt er e...


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