nd-aktuell.de / 06.01.2009 / Politik / Seite 8

Kalt erwischt

Ulrich Adam / Greifswalds CDU-MdB zieht sich nach der Schelsky-Spendenaffäre zurück

Velten Schäfer

Halb zog es ihn, halb sank er hin – Ulrich Adam, seit der Wende schon direkt gewählter Greifswalder CDU-Abgeordneter im Bundestag, wird nicht erneut kandidieren. Schon seit dem Frühjahr allgemein gefordert und erwartet, war der Schritt zuletzt fast eine Überraschung: Nachdem die Steuer-Ermittlungen gegen den 58-Jährigen – allerdings gegen eine Nachzahlung von 13 000 Euro – im Herbst wegen »mangelnden Tatverdachts« eingestellt worden waren, hatte sich der seitdem als »umstritten« etikettierte Politiker so lange bedeckt gehalten, dass viele bereits an ein Aussitzen zu glauben begannen: Rücktritt als Landesvize – und das war's?

Gut möglich, dass Adam ein solches Szenario im Hinterkopf hatte. Dass es so doch nicht kam, wird letztlich am Druck aus der Partei gelegen haben. CDU-Chef Jürgen Seidel begrüßte den Rückzug, den Adam mit »mangeldem Rückhalt« in der Partei begründete, in seiner Reaktion denn auch als »realistisch«. Freiwillig wäre Adam kaum gegangen; vor dem Auftauchen seines Namens in den Ermittlungen um den inzwischen zu einer Haftstrafe verurteilten Ex-AUB-Chef Wilhelm Schelsky, wovon sich Adam »kalt erwischt« gab, hatte er sich noch lange nicht vor einem »irgendwie gearteten Ruhestand« gesehen.

Adam, langjähriges FDGB-Mitglied und unter anderem gelernter Reserveoffizier der NVA, hatte zunächst Mathematik und später an der Bergbauakademie Freiberg studiert. Im März 1990 trat er in die CDU ein und schaffte es noch im selben Jahr in den Bundestag. In der CDU-Fraktion trat Adam nach außen nur sehr wenig hervor, zog als Mitglied des Fraktionsvorstands, langjähriges Mitglied der Arbeitsgruppe Verteidigungspolitik, Landesgruppenchef und »Merkel-Vertrauter« aber Strippen im Hintergrund.

Für die CDU im Nordosten war Ulrich Adam stets eine Bank an der Urne; auch wenn man im Nachhinein nun weiß, dass beispielsweise der äußerst knappe Sieg bei der Bundestagswahl 2002 durch dubiose Geldmittel ermöglicht wurde. Über die Nachfolge will die Union bis zum 10. Januar entscheiden. Einer der Gegenkandidaten wird LINKE-Landeschef Peter Ritter sein. Dann wird sich zeigen, ob die Adam-Affäre der Partei geschadet hat.