Loch rückt dem Olympiasieger auf die Pelle

Am Wochenende Rennrodel-Weltcup in Oberhof / Comeback der dreifachen Doppelsitzer-Weltmeister

Die deutschen Rennrodlerinnen können sich eigentlich nur selbst schlagen. Seit 86 Rennen sind sie unbezwungen. Und trotz wiederholter Kampfansagen der internationalen Konkurrenz, die deutsche Dominanz endlich brechen zu wollen, dürfte ihre Vorherrschaft nicht ausgerechnet auf der sechsten Weltcup-Station am Wochenende in Oberhof gestoppt werden.

Der neue Bundestrainer Norbert Loch sieht in der Ankündigung der Konkurrentinnen eher »eine Motivationshilfe«, was auch die in der Weltcup-Gesamtwertung nach fünf von neun Rennen souverän führende Oberwiesenthalerin Tatjana Hüfner nicht anders sieht. Zwar fuhr sie zuletzt beim Weltcup in Cesana (Italien) nur mit einem Vorsprung von 0,058 s zum vierten Sieg im fünften Saisonrennen und zum insgesamt 14. Weltcuperfolg, doch die Weltmeisterin sagt: »Ich werde jetzt nicht leichtsinnig. Aber ich weiß, was ich draufhabe.«

Wie Hüfner wollen auch Natalie Geisenberger (Miesbach), die als Zweite im Weltcup 70 Punkte hinter Hüfner liegt, und Anke Wischnewski (Oberwiesenthal) als Weltcupdritte in Oberhof wieder mit der Konkurrenz Schlitten fahren.

»Abgerechnet wird natürlich bei den WM im Februar in Lake Placid«, sagt Bundestrainer Loch und weiß um die schwere Bürde. Denn bei den Heim-WM 2008 in Oberhof gewannen die Deutschen neun von zehn möglichen Medaillen, darunter alle vier Titel im Einsitzer (Männer, Frauen), Doppelsitzer und Mannschaft. Die Männer feierten einen Vierfacherfolg, die Frauen brachten vier unter die ersten fünf. Eine solche Bilanz scheint für die WM 2009 unrealistisch.

Im Männer-Einsitzer beherrscht gegenwärtig der zweimalige Olympiasieger Armin Zöggeler (Italien) die Szenerie im Weltcup. Doch Felix Loch (Berchtesgaden), Sohn des Bundestrainers und vor einem Jahr mit 18 jüngster Weltmeister in der internationalen Rennrodel-Geschichte, will nun beim Weltcup in Oberhof dem Italiener weiter auf die Pelle rücken. Loch fehlten zuletzt auf der Olympiabahn von 2006 nur 0,041 s zum ersten Weltcupsieg seiner Laufbahn. Der auf dieser Bahn ungeschlagene Weltcup-Spitzenreiter Zöggeler fuhr den dritten Erfolg in Serie und seinen 43. Triumph heraus.

Loch, der die ersten drei der bislang fünf Saisonrennen wegen einer Schulterverletzung auslassen musste, ist inzwischen auf gutem Weg: »Das zeigt, dass ich in meiner Verletzungspause mit dem Arzt und dem Physiotherapeuten gut gearbeit habe. Und zusammen mit Georg Hackl habe ich auch eine Menge am Material gebastelt.« Beim Comeback vor zehn Tagen in Königssee war Loch als Dritter überhaupt erstmals auf das Weltcuppodest gerast, dem letztes Wochenende Rang zwei folgte.

Im Doppelsitzer melden die beiden italienischen Duos Christian Oberstolz/Patrick Gruber, die die Weltcup-Führung inne haben, und die Weltcupdritten Gerhard Plankensteiner/Oswald Haselrieder ebenso erste Siegansprüche beim Weltcup und bei den WM an wie die Weltcupzweiten Andreas und Wolfgang Linger (Österreich).

Nicht so gut läuft es bei den Olympiasiegern von 2002, Patric Leitner/Alexander Resch (Königs- see/Berchtesgaden), die nach dem Heimsieg in Königssee in Cesana nur Sechste wurden und ihren siebenten Weltcup-Gesamterfolg bereits abgeschrieben haben. Ihnen gelang im vorolympischen Winter nur ein Sieg in fünf Rennen. Auch die Vizeweltmeister Tobias Wendl/ Tobias Arlt (Berchtesgaden/Kö-nigssee) fahren derzeit hinterher.

Für Oberhof kündigten die dreifachen Weltmeister und Olympiazweiten Andrè Florschütz/Torsten Wustlich (Friedrichroda/Oberwie-senthal) ihr Comeback an. Florschütz musste sich am 21. November 2008 in München einer Bandscheibenoperation unterziehen. Er begann gleich danach ein Rehaprogramm mit Aufbautraining, während sich sein Partner Wustlich mit Einzeltraining fit hielt. Seit zwei Wochen sitzen sie wieder gemeinsam auf dem Schlitten. »Ich werde am Start noch Defizite haben, aber ich bin hochmotiviert«, meinte Florschütz.

Läuft es in Oberhof und danach beim Weltcup in Altenberg (25./26. Januar) erfolgreich, so dürften die WM in Lake Placid (6. bis 8. Februar) für das Duo noch ein Thema sein. »Der Bundestrainer hat uns signalisiert: Wir sind dabei, wenn wir fit sind«, so Florschütz.

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