Das besondere Gespür

Die Autorin Beate Langmaack schreibt nicht nur für Bella Block

  • Marianne Bäumler
  • Lesedauer: 4 Min.
Beate Langmaack, links, und Hannelore Hoger als Bella Block Fotos: dpa/ZDF
Beate Langmaack, links, und Hannelore Hoger als Bella Block Fotos: dpa/ZDF

Jetzt am Samstag ist es im ZDF wieder soweit: Bella Block (Hannelore Hoger), die wunderbar mürrische Kommissarin, ermittelt in einem wie immer traurigen Mordfall: eine junge Frau hatte sich mit ihren Girlie-Freundinnen einen heftigen Zug durch den Kiez erlaubt und wird am Morgen danach mit 2,6 Promille Alkohol im Blut brutal erschlagen in ihrer Wohnung gefunden. Ist eine fehlgeleitete SMS der Auslöser für den Mord? Ist der eifersüchtige Lebensgefährte der Täter? Vieles spricht für eine Beziehungstat im Affekt. Aber es gibt naturgemäß noch einige Verdächtige, es wird viel gelogen, und es dauert diesmal sogar zwei spannende Sendungen lang – Teil 2 wird am Montag, 19. Januar, 20.15 Uhr, ausgestrahlt – bis wir Zuschauer das gesamte Drama überblicken.

Eine ganz besondere Drehbuchautorin hat diese beiden Bella- Folgen geschrieben: »Am Ende des Schweigens« hat sich Beate Langmaack ausgedacht, die schon für den wunderbaren Bella -Film »Die Frau des Teppichlegers« die Geschichte schrieb, und nicht nur dafür, sondern auch für etliche Drehbücher, wie »Hat er Arbeit?«, »Guten Morgen, Herr Grothe« und mehrere Folgen von »Polizeiruf 110« aus Schwerin die begehrten Adolf-Grimme- und andere Fernseh-Preise bekam.

Allerhand Wehmut ist in Langmaacks Geschichten zu verspüren, und es ist in der Tat ganz klasse, wie sie das immer schafft, dass durch ihr Drehbuch alle im Film- Team Beteiligten sich Zeit lassen, eben nicht der »angesagten« Hektik rasanter Schnitte und lärmiger Dialoge verfallen. Dadurch – dieses Ernstnehmen von widersprüchlichen Regungen – so genannter unpassender Gefühle wie Wut, Angst, Scham, Einsamsein – ist ihre besondere Qualität spürbar, und so wie bewusst sie mit Zeit umgehen kann, geht auch der Schmerz, den die Menschen erleben, erdulden, oder eben überhaupt nicht mehr ertragen, viel mehr unter die Haut der Fernsehzuschauer. In den aktuellen »Bella Block«-Folgen unter der Regie von Markus Imboden gelingt es Beate Langmaack (geboren 1958 in Hamburg), dem Schmerz verschiedener Personen im Alltäglichen wahrhaftig auf den Grund zu gehen, auch im quasi Unscheinbaren tauchen die gesellschaftlichen Strukturen auf, die es so schwer machen, mit tagtäglicher Sinnenfreude und Lust am Leben teilzuhaben. Als Zuschauer kann man die Zuneigung der Drehbuchautorin zu ihren einzelnen Figuren deutlich spüren, ihr Verständnis für die Opfer, aber auch die Not mancher Aufschneider, für die so ein Begriff wie »bildungsferne Schichten« erfunden wurde.

Dieses Mal widmet sich die Film-Geschichtenerzählerin Langmaack zudem mit allerhand ironischer Wonne den diversen Mitarbeitern von Kommissarin Block. Da gibt es einen neuen ungemein geschmeidigen Dienststellenleiter um die Dreißig (schön komisch: Jörg Hartmann), der sich dermaßen profilierungssüchtig gegenüber Bella aufspielt, sie sogar zum polizeiinternen Psychologen nötigt, und als hyperaktiver Sozialtechnokrat sich insgesamt bei der erfahrenen Belegschaft doch nur lächerlich macht. Umso wärmer und solidarischer wird das bisher eher sarkastisch spröde Verhältnis zwischen Bella und dem zweiten Kommissar Martensen (Devid Striesow) sich entwickeln, und es zeigt sich auch hier, Beate Langmaack verfügt über einen feinen Humor, was die diversen menschlichen Verlegenheiten betrifft.

Trotz aller argen Verunsicherung, die Bella diesmal beruflich und privat durchstehen muss: an ihrer Kraft zum Aufbegehren bleiben uns Zuschauerinnen keine Zweifel. »Ich brauche dich nicht.« Diesen Satz wird Bella ihrem verlegenen Partner Simon unmissverständlich auf einen Zettel schreiben, denn sie kann nach einer glücklich überlebten Messerattacke nicht mehr sprechen. Nein, Bella ist zwar sehr traurig, dass seine Liebe wohl im stressigen Alltag verloren gegangen ist, aber: sie ist und bleibt eine unabhängige Frau, der ein inneres Leuchten trotz alledem und alledem nicht verloren geht.

Auf die Frage, was sie über ihr Fernseh-Publikum so denke, sagte Beate Langmaack in einem Gespräch mit dem ND: »Wir wissen viel zu wenig über die Menschen, für die wir arbeiten. Wir können nur ungefähr messen, welches Programm sie eingeschaltet haben. Ich wäre froh, wenn ich häufiger Zuschauer treffen würde und erfahren könnte, was ihnen gefallen hat und was nicht. Wenn es allerdings doch passiert, wie neulich zufällig in einem Berliner Taxi – der Fahrer erzählte mir begeistert von einem Film, den ich geschrieben hatte, was er nicht wusste! – so ist das ganz sicher einer der allerschönsten Momente des Berufes.«

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