nd-aktuell.de / 15.01.2009 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 14

Auftakt: Tarifrunde 2009

Verhandlungen bei Bahn und Telekom begannen

Ver.di und die Bahngewerkschaften zogen am Mittwoch in die ersten Tarifrunden des angelaufenen Jahres.

Berlin (ND-Beyer). Ver.di will 8,5 Prozent mehr Lohn für rund 110 000 Beschäftigte (davon 50 000 Beamte) bei der Deutschen Telekom erstreiten. Betroffen sind die Mitarbeiter der AG, zu der Zentrale, Festnetz- und Internetgeschäft sowie drei der im Sommer 2007 gegründeten Service-Gesellschaften gehören. Zwölf Monate Vertragslaufzeit sind angepeilt, Beamte sollen einen Differenzausgleich zwischen Tariferhöhung und Anhebung der Besoldung erhalten. »Die Beschäftigten haben die Telekom wetterfest gemacht. Jetzt ist es an der Zeit, sie am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben zu lassen«, bekräftigte Lothar Schröder vom ver.di-Bundesvorstand diese Woche in Berlin.

Telekom-Personalchef Thomas Sattelberger hat dagegen eine Ausweitung des Kündigungsschutzes bei einem maßvollen Abschluss in Aussicht gestellt. Die 8,5-Prozent-Forderung passe nicht zur Zeit, hieß es in dieser Woche von dem Unternehmen. In der Vergangenheit musste ver.di manche bittere Telekom-Pille schlucken. Nach dem ersten (wochenlangen) Streik in ihrer Geschichte hatte die Telekom im Sommer 2007 50 000 Beschäftigte in Service-Gesellschaften ausgegliedert, die seither für weniger Geld länger arbeiten müssen. Zum Ausgleich wurde der Kündigungsschutz bis 2012 vereinbart.

In den Tarifverhandlungen bei der Bahn hat der Konzern in Berlin bereits ein erstes Angebot vorgelegt. Demnach will man für 2009 und 2010 einen Inflationsausgleich zahlen, der 2008 bei einem Prozent liegen soll. Hinzukommen sollen Einmalzahlungen von 200 Euro je Halbjahr, die aber nur bei stabilem Geschäftsergebnis ausgezahlt würden. Die Vorsitzenden der Gewerkschaften Transnet und GDBA, die zehn Prozent mehr Lohn für die von ihnen rund 130 000 vertretenen Beschäftigten fordern, kritisierten das Angebot als unzureichend. Die GDL, die für 20 000 Eisenbahner separat mit der Bahn verhandelt, wollte am Nachmittag mit den Arbeitgebern – darunter erstmals auch Ex-Transnet-Chef und neuer Personalvorstand Norbert Hansen – zusammenkommen. GDL-Chef Claus Weselsky bezeichnete die Offerte als »Scherz«.