Theaterstiftung statt »Windhundrennen«

Schweriner Opposition will mehr Geld für die Bühnen des Landes

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Im Nordosten sollen aus derzeit neun Theaterträgern bis 2012 ganze zwei geworden sein. Die Mittel für die Bühnen sollen eingefroren werden. Die Opposition will die Unabhängigkeit der Häuser erhalten – unter anderem durch eine Stiftung.

Schwerin (ND-Schäfer). Im Streit um die Theater- und Orchesterlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern hat die Opposition einen Vorschlag vorgelegt. Demnach sollen die derzeit 35,8 Millionen Euro für Theater und Orchester jährlich um 2,5 Prozent erhöht werden. Nur die Hälfte dieses Betrags soll allerdings in den Betrieb gehen; die andere Hälfte soll in eine zu gründende Theaterstiftung eingezahlt werden, die ab 2020 als »vierte Finanzierungssäule« Zuschüsse ausschütten könnte, erklärte gestern Torsten Koplin, kulturpolitischer Sprecher der LINKEN. Dann könne auch die öffentliche Förderung »leicht degressiv gestaltet werden«.

Finanzieren will er dies aus den Rücklagen im dreistelligen Millionenbereich, die im Landeshaushalt 2007 und 2008 gebildet wurden. »Die Rücklagen sind für kommunale Gestaltungsaufgaben vorgesehen – hier ist eine«, so Koplin. Er will auch das Wirtschafts- und das Bildungsministerium zur Theaterförderung heranziehen: »Die Bühnen sind ein Wirtschaftsfaktor, in deren Umfeld jedes Jahr Millionen eingenommen werden, bei Übernachtungen und im Einzelhandel.«

Die Landesregierung plant mit langfristig eingefrorenen Mitteln für Theater und Orchester. Aufgrund steigender Tarife und Sachkosten kommt dies einer jährlichen Kürzung gleich. Im Theaterkonzept des Landes ist vorgesehen, die derzeit neun Verwaltungseinheiten bis 2012 zu nur noch zwei zusammenzufassen. Teil des Plans ist außerdem die Entlassung von 180 Künstlern, vorwiegend Orchestermusikern.

Auch Koplin sieht Kooperationsmöglichkeiten und Sparpotenziale. So könnten die Spielpläne aufeinander abgestimmt werden. Möglich sei auch ein Theaterverbund, der etwa über Einkaufgemeinschaften eine Kostensenkung erzielen könne.

Die LINKE will dieses Konzept in der Januarsitzung des Landtages zur Abstimmung stellen. Bis zum Ende des Jahres sollen die Theater nach dem Regierungsplan jedoch bereits über die Fusionen übereingekommen sein. »Die Landesregierung veranstaltet ein Windhundrennen. Wer abwartet, muss fürchten, zu kurz zu kommen«, kritisiert Koplin. Am weitesten fortgeschritten sind die Verhandlungen in Neustrelitz. Die dortige Neustrelitz-Neubrandenburger Theater GmbH soll unter anderem das weit entfernte Anklam übernehmen.

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