Die Traumspielerin

Schauspielerin Angela Winkler 65

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 2 Min.

Das schreibt sich immer so schön hin: Sie kommt von irgendwo anders her – sie, die Stimme, der Blick, das Lächeln. Als wäre sie der Beweis: Es gibt betörende Wesen auf fremden Planeten, man kann sie sehen, und doch bleiben sie ein Geheimnis – und eines dieser Wesen, Winkler, ist mitunter zu Gast bei uns. Oder sie allein ist schon der ganze so ganz andere Stern. In Peter Zadeks oder Peter Steins oder Luc Bondys oder Klaus Michael Grübers Inszenierungen, in Ibsens ewigzeitlichem Norwegen, in Tschechows trauerweitem Russland und in Shakespeares narrentollen Königreichen war sie immer die Frau, deren Trauer aufkratzte, deren Scheu frech war, und um ihr Glühen lagen zarte Ascheränder.

Wie gesagt: schreibt sich schön hin, so was. Als wäre es die Wahrheit über diese Wunderbare. Aber die Wahrheit ist doch viel schöner! Das Spiel der Winkler kommt nicht von sonstwoher, es kommt von dieser Welt! Es gibt Schweben!, es gibt Entrückung! – und zwar mitten im Rasen und Jagen der Effizienz. Nicht jenseits davon. Es gibt himmlisches Tasten auf realem Boden; und zwischen Sein und Schein liegt ein Grenzland ganz aus Leben – das durch die Existenz der Winkler-Kunst plötzlich zu uns allen gehört. Jedes Spiel der Winkler ist ein Menschensieg über die Sieg-Menschen. Alles nie und nimmer, aber hier und heute. Als wundenwunderliche Märchenmöglichkeit.

1944 in der Uckermark geboren, wuchs Angela Winkler in Erlangen auf, war im Film Katharina Blum und die Mutter von Oskar Matzerath, dem Blechtrommler. Eine Wandernde zwischen Theatern, zwischen Berlin und freieren Landschaften, wo die Traumspielerin am liebsten Bauersfau ist. Mit Sinn für Atemholen und Barfußlaufen und Luftgucken und Wolkenstreicheln.

Theaters Schönheit: Auf Brettern, die die Welt bedeuten, zeigt uns die Welt, was ihr diese Angela Winkler bedeutet.

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