Hexenkessel der Liebe

William Forsythe verstört mit »Decreation«

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Schon die Bühne im Haus der Berliner Festspiele sieht wie ein technisches Gestrüpp aus. Weit hinten ein weiß gedeckter Tisch, zu beiden Seiten Stühle, Kameras, Mikrofone, ein Verstärker, der später zur Videoleinwand mutiert. Eine Frau beginnt mit quietschiger Stimme von Vertrauen und Verteidigung zu reden, ein Mann, der sich in alle Richtungen verrenkt, übersetzt das echohaft ins Deutsche. Klavier live, immer wieder auch dröhnendes Geräusch begleiten den Hexenkessel, der sich bald entwickelt. Denn die 14 über die gesamte Szene verteilten Tänzer sprechen mit albern verzerrter Stimme, lispeln wie Kinder, treten in Ferndialoge – weshalb kaum erkennbar wird, wer mit wem kommuniziert. Dabei winden, knoten, verkrüppeln sie ihre Leiber, als wären sie alle fremdgesteuert.

Doch William Forsythe wäre nicht der wichtige Choreograf und sublime Seismograf zwischenmenschlicher Missstände, als der er seit über 30 Jahren weltweit Preise sammelt,...


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