Ganzheitlich

Tobias Riegel über die boomende Kulturwirtschaft

  • Lesedauer: 1 Min.

Der Bericht zur Berliner Kulturwirtschaft sei eine »Landkarte« für eine wichtige Wachstumsbranche Berlins, so Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Positiv zu vermerken ist hier schon das Erstellen der laut Senat »ganzheitlichen« Untersuchung an sich – vor allen Interpretationen der Ergebnisse. Denn allzu oft wird vergessen, bei der stolzen Verkündung neuer Rekorde, die die Berliner Kreativen bei Umsatz und Arbeitsmarktimpuls brechen, auf die Vorbedingungen für solche Superlative hinzuweisen.

Da sind als erstes die (relativ) günstigen Mieten, ohne die ein gut Teil der Kulturschaffenden, die in den letzten 20 Jahren in die Hauptstadt strömten, möglicherweise in Hamburg oder London geblieben wären. Verdienstvoll ist auch, dass der Bericht die Beschäftigungssituationen der Künstler beleuchtet, vor allem die »prekären«. Denn das wilde Flair, das die kreativsten Köpfe aus New York und Tokio anlockt, entsteht nicht durch O2-Arenen, sondern durch den international einmaligen Berliner Untergrund, der sich vor allem durch Wende-bedingte (billige) Freiräume etablieren konnte. Diese Räume muss der Senat erhalten!

Insofern hat Ingeborg Junge-Reyer recht, wenn sie sagt, dass Stadtentwicklung und (Kultur-) Wirtschaftsförderung nicht isoliert voneinander betrachtet werden können. Ganzheitlich gesagt: wenig Miete ist viel Kultur.

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