nd-aktuell.de / 23.01.2009 / Wissen / Seite 10

Erfolgreiche Migranten

Jürgen Amendt
Erfolgreiche Migranten

Aus Sachsen erreicht uns dieser Tage eine Erfolgsmeldung: Immer mehr junge Sachsen, so das Statistische Landesamt, halten am Ende ihrer Schul-laufbahn das Abiturzeugnis in den Händen; ihr Anteil an den Schulabgängern ist im vergangenen Jahr auf rund 38 Prozent gestiegen. Damit liegt das Land im Bundesvergleich in der Spitzengruppe.

Über solche eine Zahl können Schüler vietnamesischer Herkunft in Deutschland allerdings nur schmunzeln. Mehr als die Hälfte von ihnen schafft nach Angaben des Statistischen Bundesamtes den Sprung aufs Gymnasium. Dieser Wert liegt über dem von deutschstämmigen Schülern und ist fünfmal so hoch wie bei Schülern mit türkischen Wurzeln. Als Grund für die hohe Gymnasialquote unter den jungen Deutsch-Vietnamesen nennen Bildungsforscher die hohen Bildungsambitionen in dieser Einwanderergruppe.

Die hohen Erwartungen der vietnamesischen Eltern haben allerdings auch eine Schattenseite – viele ihrer Kinder klagen über einen enormen Leistungsdruck, fühlen sich überfordert. Das Beispiel zeigt aber eines: Migranten müssen nicht automatisch zu den Verlierern im Bildungssystem gehören. Auch das Argument, die schlechten Deutschkenntnisse der Eltern würden den Lernerfolg von jungen Einwanderern behindern, erweist sich hier als falsch – die Mehrzahl der in den 1970er und 1980er Jahren eingewanderten Vietnamesen spricht nicht besonders gut Deutsch. Zudem gehören die meisten der jungen Deutsch-Vietnamesen gerade in Ostdeutschland zu den sozial Benachteiligten.

Das Beispiel zeigt also, dass Bildungskarrieren trotz ungünstiger Voraussetzungen möglich sind. Für andere Migrantengruppen, die in einem weniger ambitionierten familiären Bildungsumfeld aufwachsen, bedeutet dies, dass die Gesellschaft aktiv werden muss. Dazu gehört es zum Beispiel auch, dass Schulen in die Lage versetzt werden, Erziehungsarbeit zu leisten. Dazu reicht es nicht, wie im Konjunkturpaket II beschlossen, nur den baulichen Zustand der Schulen zu verbessern.