36 Stunden Streik bei Sat. 1 in Berlin

Beschäftigte verlangen fairen Sozialtarifvertrag

  • Hanno Harnisch
  • Lesedauer: 2 Min.

Seit 25 Jahren gibt es mittlerweile Privatfernsehen in der Bundesrepublik Deutschland. Wahrend RTL sich mit großen Sonnabendabendshows feiert, begeht der Fernsehsender Sat.1, damals unter der Führung von Helmut Kohls Busenfreund Leo Kirch, sein Jubiläum abseits der Öffentlichkeit. Längst gehört Sat.1 (wie auch Pro7 und der Nachrichtenkanal N 24) zu der von Norwegen über Holland bis Rumänien agierenden Medienholding SBS.

500 Kolleginnen und Kollegen (die überwältigende Mehrheit der bei Sat.1 am Standort Berlin Beschäftigten) haben in dieser Woche auch Fernsehgeschichte geschrieben: Sie organisierten den ersten Streik bei einer privaten Fernsehanstalt. Die Gewerkschaften DJV und ver.di hatten zu einem 36-stündigen Ausstand aufgerufen. »Das Sat.1-Haus am Gendarmenmarkt war am Mittwoch fast gänzlich leer«, so Ryszard Podkalicki, der Betriebsratsvorsitzende der Pro7Sat.1-Produktionsgesellschaft im Gespräch mit dem ND. Bei Rundgängen durch das Haus sei er nur auf wenige arbeitende Mitarbeiter gestoßen, die zumeist angaben, von ihren Vorgesetzten unter Druck gesetzt worden zu sein. Im Frühprogramm mussten Moderatoren Texte von ausgefallenen Beiträgen vorlesen, ein Magazin wurde nicht produziert.

Gestreikt wurde für einen faireren Sozialtarifvertrag. Dem Arbeitgeber, der den Beschäftigten beim geplanten Umzug des Senders nach München nur sehr schlechte Angebote gemacht habe, sollte gezeigt werden, dass die Mitarbeiter sich auch zu wehren wissen. Der Finanzvorstand des Unternehmens, Axel Salzmann, hat sich mittlerweile mit einer E-Mail an die Beschäftigten gewandt und in »ungewohnt moderatem Ton« angeboten, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Der Betriebsrat ist grundsätzlich bereit, einen ursprünglich geplanten Verhandlungstermin am kommenden Mittwoch wahrzunehmen.

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