Steigende Mieten zehren Einkommen auf

Deutscher Mieterbund zieht kritische Bilanz für 2008

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Deutsche Mieterbund warnt vor den Auswirkungen der Finanzkrise auf den deutschen Wohnungsmarkt und steigenden Energiekosten.

Keine guten Nachrichten für Mieter, deren Wohnungen sich im Besitz von Immobilienfonds oder amerikanischen Investoren befinden. Wie der Präsident des Deutschen Mieterbundes (DMB), Franz-Georg Rips, am Donnerstag betonte, »werden sich deren Bemühungen um Rendite verschärfen«. Die Krise des amerikanischen Immobilienmarkts schlägt nun auch in Deutschland voll durch. Es drohen Mieterhöhungen und drastische Personaleinsparungen. So habe das größte Wohnungsunternehmen hierzulande, die Deutsche Annington, bereits 300 Stellen gestrichen, erläuterte Rips. Hinter der Annington und ihren 220 000 Wohnungen steht der englische Private-Equity-Fonds »Terra Firma«, der die Zukäufe der letzten Jahre mit dem Kapital von 21 verschiedenen Investoren finanzierte.

Einem anderen in Deutschland tätigen Immobilienkonzern wurde die Finanzkrise bereits zum Verhängnis. Die betroffene Firma Level One hatte mit billigen amerikanischen Krediten ostdeutsche Plattenbau-Wohnungen erstanden. Nun sitzt der Insolvenzverwalter des Unternehmens auf 1,5 Milliarden Euro Schulden und 20 000 überwiegend maroden Wohnungen. Doch die größte Sorge des Mieterbundes gilt den in letzter Zeit stark gestiegenen Warmmieten. Diese hätten sich, so Rips, allein im letzten Jahr um 3,5 Prozent verteuert. Somit müssen Mieter mehr als ein Drittel ihres Nettoeinkommens für die Warmmiete aufwenden, angemessen wäre laut DMB ein Viertel. Besonders betroffen sind Geringverdiener, deren Kostenbelastung liege häufig schon bei »40 Prozent und mehr«. Schuld seien vor allem die »explodierenden Energiepreise«. So verteuerte sich Heizöl im letzten Jahr um 38 Prozent. Der Mieterbund fordert deshalb verstärkte Investitionen in Gebäudedämmung und effizientere Heizanlagen. Doch bis jetzt fehle »der ordnungspolitische Rahmen«. Die Bundesregierung setze zu sehr auf freiwillige Leistungen der Vermieter, kritisierte Rips.

Der DMB-Präsident forderte außerdem eine Überprüfung der Hartz IV-Regelungen. Die anhaltende Klageflut zeige, dass »nachgebessert werden muss«. Da ein Großteil der 140 000 Klagen im letzten Jahr die Kostenübernahme für Wohnung oder Heizung betraf, empfahl Rips der Politik eine dringende »Klarstellung der Regelungen bei Übernahme der Wohnkosten«. Der Bund solle mit einer Verordnung endlich eine Rechtsvereinheitlichung herbeiführen.

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