Drive-in der Hochkultur

Die 24. Lange Nacht der Museen vermittelt »Weltbilder – Weltsichten«

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: 3 Min.
Marx-Engels-Platz, 1951 – die Panoramaaufnahme ist bei der Museumsnacht in der Berlinischen Galerie zu sehen. Foto:Tiedemann/Arwed Messmer
Marx-Engels-Platz, 1951 – die Panoramaaufnahme ist bei der Museumsnacht in der Berlinischen Galerie zu sehen. Foto:Tiedemann/Arwed Messmer

Sie ist die kleine Schwester der großen Sommerausgabe, braucht sich aber nicht zu verstecken. Denn rund 60 Ausstellungsstätten nehmen an der 24. Langen Nacht der Museen am 31. Januar teil. Eröffnet wird sie um 18 Uhr vorm Roten Rathaus, wo auch fünf der sechs Shuttle-Routen starten und enden. Liegen 14 der beteiligten Einrichtungen in Laufnähe, stehen genügend Busse bereit, um weiter entfernte Museen und Sammlungen, etwa Märkisches Museum, Kulturforum, Schloss Charlottenburg oder das Rathaus Schöneberg, bequem zu erreichen.

Route R6 etwa verkehrt von/bis S+U Rathaus Steglitz und fährt Sternwarte Wilhelm Foerster, Deutsches Blinden-Museum, Botanischen Garten an. Sie alle machen bis 2 Uhr früh Angebote unter dem Motto »Weltbilder – Weltsichten«, das dem von der UNESCO ernannten Internationalen Jahr der Astronomie Rechnung trägt. Viele Jubiläen hat 2009, ob bei Galilei, Darwin oder Humboldt, Haydn, Schiller oder Mendelssohn Bartholdy. Haben die einen Jubilare die Weltsicht naturwissenschaftlich verändert, konnten die anderen sie künstlerisch prägen. 20 Jahre Mauerfall und 60 Jahre BRD fügen 2009 eine politische Komponente hinzu.

Eine Brücke zwischen Geistes- und Naturwissenschaften will die Lange Nacht schlagen und für Stunden ganz Berlin zum Humboldt-Forum machen. Publikumsmagnet dürfte wie eh die Museumsinsel sein. Dort lädt das Alte Museum zu Kurzführungen um Weltbild und Kultur der Alten Ägypter, zu orientalischer Flötenmusik, zum Abschied von Nofretete: Im Herbst bezieht sie mitsamt dem Ägyptischen Museum das restaurierte Neue Museum.

Ebenfalls im Alten Museum enthüllen Vasenbilder, Reliefs und Mosaiken Wissenswertes über die Weltsicht der griechischen und römischen Antike. Das Bodemuseum thematisiert in der Skulpturensammlung Weltsichten im Wandel sowie das Herrschaftsverständnis der römisch-deutschen Kaiser.

Zu Apokalypse und – im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung – Kassandra kann man sich im Deutschen Historischen Museum führen lassen. Das Jüdische Museum vergleicht kulturhistorisch Judentum, Christentum und Islam. Im Kulturforum schauen Frauen auf die Welt, blickt man in die Höllenlandschaften der Unterwelt, in holländische Stuben des 17. Jahrhunderts und in Amors Liebeswelten.

Die Besucher der Sammlung Scharf-Gerstenberg tauchen in surreale Welten von Goya über die Symbolisten bis zu Ernst und Dalí. Das Museum für Kommunikation hebt den Blick ins Weltall und lockt mit einer Live-Schaltung zum Großobservatorium in Chile. Das Zeiss-Großplanetarium fahndet am Winterhimmel den Sternensagen der Griechen nach, lässt astronomische Gutenachtgeschichten lesen, Sigmund Jähn seine Raumfahrterlebnisse ausbreiten.

Biedermeier-Disco bietet das Knoblauchhaus, Europas einzigen Floh-Zirkus das Werkbundarchiv, Weltbilder an dünnen Fäden das Puppentheater-Museum. Während das Deutsche Blinden-Museum sich dem besonderen Kosmos seiner Klientel widmet, zeigt die Berlinische Galerie beeindruckende Panoramabilder.

Auch Kinder dürfen am Programm reichlich teilhaben, vielerorts basteln, auf Zeitreise gehen, mit Prof. Photon durchs Weltall eilen, den Workshop eines Archäo-Botanikers belegen, Tiere aus Lichtschminke leuchten lassen oder Schaufütterungen zusehen. Mit dem Kombiticket für 12/8 Euro im Vorverkauf, Kinder bis 12 Jahre frei, fährt man besonders günstig.

31.1., 18-2 Uhr, Lange Nacht der Museen, weitere Infos unter www.lange-nacht-der-museen.de oder unter der Telefonnummer 24 74 98 88.

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