Die Suchende

Susana Barriga / Die Kubanerin nimmt am Kurfilmwettbewerb der Berlinale teil

  • Jana Findeisen
  • Lesedauer: 2 Min.
Personalie: Die Suchende

»Glaubst Du jetzt, dass ich Deine Tochter bin?« fragt Susana und reicht dem fremden Mann ihren kubanischen Pass. Ein unscharfes Schwarz-Weiß-Bild der Möbel in der Londoner Wohnung ist alles, was der Zuschauer zu sehen bekommt – die junge Regisseurin filmt die Begegnung mit ihrem Vater heimlich aus der Tasche heraus. Aus den Aufnahmen hat die 27-Jährige den Kurzfilm »The Illusion« gemacht. Nun ist sie in Berlin, denn ihr Film ist für den Kurzfilmbären der Berlinale nominiert.

Susana Barriga wurde 1981 in Santiago de Cuba geboren. Sie studierte Journalismus in Santiago und Havanna. Nachdem sie ein Jahr als Journalistin für das kubanische Radio und Fernsehen gearbeitet hatte, studierte sie Dokumentarfilm an der internationalen Film- und Fernsehschule in San Antonio de los Baños. »Die journalistische Arbeit hat mich viel gelehrt«, meint sie, »aber ich wollte weg von der Information zu anderen, künstlerischen Ausdrucksformen«. An der Filmhochschule drehte sie 2006 »Como construir un barco« (Wie man ein Boot baut), in dem sie einen Bootsbauer porträtiert, der seit der Fluchtwelle 1994 keine Boote mehr bauen darf. In »Patria« (2007) stellt sie einen jungen Kubaner und seine Familie in der Sierra Maestra vor. Es sind poetische, melancholische Studien über Menschen, die träumen und warten.

Ganz anders arbeitet sie in ihrem Abschlussfilm »The Illusion«: In hektischen und unscharfen Bildern nimmt sie den Zuschauer auf ihre eigene Suche mit. Unangekündigt besuchte sie ihren Vater in London und zerstört dabei ihren Traum vom wunderbaren Wiedersehen mit einem Mann, den sie nie gesehen hat. Schon kurz nach ihrer Geburt verließ Susana Barrigas Vater die Familie, Aufenthaltsort unbekannt. Mitte der 90er Jahre flüchtete er nach England. Als Vierzehnjährige erhielt sie aus London einen Brief: »Wenn Du mir vergibst, fangen wir von vorne an und sprechen nie mehr über die Vergangenheit«.

Doch als sie ihn zwölf Jahre später besucht, steht sie vor einem bitteren, paranoiden alten Mann. Die Begegnung wirft mehr Fragen auf, als sie Antworten gibt. Wie in ihren beiden anderen Filmen zeigt Barriga so, wie das Politische ins Leben des Einzelnen dringt.

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