Mit Opa-Taktik zum Erfolg?

Mönchengladbach will heute dem Tabellenführer Hoffenheim ein Bein stellen

  • Florian Gafert
  • Lesedauer: 3 Min.

Humpelnd und mit schmerzverzerrtem Gesicht verlässt Marko Marin den Trainingsplatz – den linken Schuh in seiner Hand. Jungprofi Tony Jantschke hatte ihm in einem lockeren Trainingsspielchen brutal in die Beine gegrätscht. Die Situation beim Traditionsklub Borussia Mönchengladbach ist angespannter denn je. Steht man doch kurz vor dem dritten Abstieg seit 1999.

Doch wie ist das Ziel Klassenerhalt überhaupt noch zu realisieren? Mit einer uralten Taktik – Trainer-Opa Hans Meyer ließ gegen den VfB Stuttgart mit Libero spielen – oder in dem man seine Nationalspieler, wie Marko Marin, auf der Reservebank versauern lässt? Der 19-Jährige hätte gern mit seinen Offensivkünsten den nötigen Schwung ins Spiel gegen Stuttgart gebracht. Doch musste er der defensiven Mauertaktik des Trainers Tribut zollen und mit der Bank vorlieb nehmen. »Ich schenke jedem Spieler das gleiche Vertrauen. Das kann sich natürlich mit der Zeit ändern, wenn kein Vertrauen zurückkommt«, so der starke Mann Hans Meyer gegenüber Sport-Bild.

Sofort kommen wieder Gerüchte ins Rollen, dass der Abschied des Nationalspielers kurz bevorsteht. Es soll Interessenten aus dem In- und Ausland geben. Aber die sportliche Leitung pokert noch, um den Transfererlös in die Höhe zu treiben. Für die Transferperiode im Winter jedenfalls erteilte man Klubs, wie dem Hamburger SV, eine Absage. Immerhin soll Marin im Kampf um den Klassenerhalt noch mithelfen und sollte es mit dem Verbleib in Liga eins klappen, sehen die Verantwortlichen bei Borussia auch noch die minimale Chance auf eine Vertragsverlängerung des quirligen Mittelfeldspielers.

Die Fans in Mönchengladbach hoffen, dass nun endlich Kontinuität einkehrt. Nahezu in jedem Spiel der Hinrunde probierte Hans Meyer und sein Vorgänger Jos Luhukay eine andere Taktik und Abwehrformation aus. So nutzte man die Winterpause, um mit einer gezielten Transferpolitik die Defensive zu stabilisieren. Viel Geld wurde dafür in die Hand genommen, so viel wie von keinem anderen Bundesligisten.

Der richtige Schritt zum Erfolg? Zum Rückrundenauftakt gegen den VfB Stuttgart jedenfalls nicht. Und gerade jetzt kommt der Spitzenreiter und Herbstmeister der Bundesliga in den Borussia-Park. Die Torfabrik TSG Hoffenheim gegen die Schießbude der Liga. Alles andere als einfach gegen die Truppe aus dem Craichgau Punkte gegen den Abstieg zu sammeln. »Die Gladbacher müssen, wir wollen gewinnen. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand«, sagte Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick. Die Borussia muss sich wohl oder übel auf Spiele gegen die direkten Konkurrenten konzentrieren, falls es dann nicht schon zu spät ist.

Mit vielen guten Vorsätzen für die 1. Bundesliga stiegen die »Fohlen« im Sommer 2008 auf. Es wurde eine nahezu perfekte Saison in der 2. Liga gespielt. Toller Offensivfußball mit wunderschönen Toren. Man war auf Augenhöhe mit der Millionentruppe aus Hoffenheim. Doch nach zwei Trainerwechseln und dem Austausch der halben Aufstiegsmannschaft steht man nun am Tabellenende, mit 27 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Hoffenheim.

Falls die nächsten Spiele gegen die TSG und Bremen größtenteils unbeschadet überstanden werden, danach der Rückstand zum rettenden Ufer nicht allzu groß ist und endlich Ruhe innerhalb des Teams einkehrt, besteht weiterhin die Chance, den Abstieg zu verhindern.

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