Selbstständig

Klaas Hübner / Der SPD-»Seeheimer« hat einen schlechten Bundestags-Listenplatz

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.
Personalie: Selbstständig

Klaas Hübner ist verwundert. Irgendjemand in der sachsen-anhaltischen SPD hat etwas gegen ihn. Aber niemand hat dem SPD-Rechten, Ko-Sprecher des »Seeheimer Kreises« und immerhin Vize-Fraktionschef der Bundespartei, bisher erklärt, wieso er keinen Freifahrtschein in den Bundestag bekommen soll. Der Vorschlag zur Landesliste, über den Sachsen-Anhalts Genossen am Samstag abstimmen, sieht Hübner nur auf dem siebten Platz. Beim derzeitigen Zustand der SPD wird das kaum für ein Mandat reichen.

Es mag ja stimmig sein, einen Förderer der Bahnprivatisierung, einen Befürworter der Rente mit 67, einen Vorkämpfer der »Eigenverantwortung« in allen Lebensbereichen bei der Wahl auf eigenen Beinen stehen zu lassen. Hübner wird nun, wenn sich am Listenvorschlag des Magdeburger Parteivorstands nichts Überraschendes mehr ändert, seinen neu zugeschnittenen Wahlkreis »Anhalt« direkt gewinnen müssen. Schlecht sind seine Chancen nicht, 2005 siegte er in seinem Wahlkreis mit acht Prozent Vorsprung auf den CDU-Bewerber. Dennoch herrscht Nervosität an der Magdeburger Parteispitze. SPD-Finanzminister Jens Bullerjahn zum Beispiel hält die Liste für nicht »ausgewogen« und Hübners Platzierung für »nicht nachvollziehbar«.

Hübner, 1967 in Bad Harzburg geboren, hat als gelernter Bankkaufmann, abgebrochener Wirtschaftsstudent, als in den Osten gezogener Jung-Unternehmer und Neugatterslebener Gutshausbewohner wenig »Stallgeruch«. Zudem hat er sich zuletzt hauptsächlich dann im Lande blicken lassen, wenn er Prominenz auf seinem Anwesen empfing. Die Landespartei reagierte mit schleichendem Liebesentzug: Ende 2006 wurde er als SPD-Landesvize abgewählt, 2008 konnte er sich nur mit Mühe im Vorstand halten.

Auch wenn die nächstliegende Vermutung – Rache für Hamburg, wo die »Seeheimer« jüngst den Parteilinken Niels Annen ausgebremst haben – allseits dementiert wird, steht das Durchreichen Hübners für einen Linkstrend in Sachsen-Anhalts SPD. Ganz oben auf dem Ticket nach Berlin findet sich die Parteilinke Waltraud Wolf, auf den besseren Plätzen Gewerkschaftsgrößen wie Johannes Krause (DGB) und Andreas Steppuhn (IG BAU).

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