Neues Leben mit 80

Eine geriatrische Ambulanz in Sachsen-Anhalt macht betagte Kranke fit für den Alltag

Ein Sturz oder ein Schlaganfall können das Leben eines Menschen von heute auf morgen ändern. Während der jüngere Patient rasch wieder kuriert werden kann, erholt er sich mit 70 oder 80 Jahren oft gar nicht mehr und ist dauerhaft auf Pflege angewiesen. Im sachsen-anhaltischen Kalbe versucht man, Betroffene wieder fit für den Alltag zu machen und ihren Einzug ins Pflegeheim so weit wie möglich hinauszuschieben.

Patientin Elvira Struyk muss sich anstrengen, wenn sie nach der Anleitung ihrer Therapeutin Isolde Dornstauder mit den Hölzchen die Fingerfertigkeit trainiert
Patientin Elvira Struyk muss sich anstrengen, wenn sie nach der Anleitung ihrer Therapeutin Isolde Dornstauder mit den Hölzchen die Fingerfertigkeit trainiert

Die beigefarbenen Peddigrohrstreifen beugen sich den ungeübten Fingern von Karl Winkler nur widerstrebend. Der 78-Jährige flicht den Rand eines Brotkörbchens und folgt dabei den Erklärungen seiner Ergotherapeutin Silvia Burtzlaff, die ihm genau gezeigt hat, wie es geht. Immer zwei Röhrchen hinunterbiegen, das dritte darüberschieben und unter den Rand klemmen. Anschließend werden die Reste mit einer Zange abgeknipst. Was einfach aussieht, ist für den Rentner aus Salzwedel mit großer Anstrengung verbunden, denn er hatte im Sommer 2007 einen Schlaganfall – mit der Folge einer halbseitigen Lähmung, die dem vitalen, lebenslustigen Mann von heute auf morgen den Stempel der Hilfsbedürftigkeit aufdrückte.

Noch anderthalb Jahre später treten ihm die Tränen in die Augen, wenn er sich erinnert: Er pflückte gerade Stachelbeeren in seinem geliebten Garten, als es ihm plötzlich so vorkam, als stünden seine Füße in einem Ölfass. Bloß nach Hause...


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