Planst du noch, oder baust du schon?

IKEA kommt nach Lichtenberg / Nach langem Vorlauf könnte es nun klappen

  • Jörg Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.

Nun kann es wirklich losgehen. Das schwedische Möbelhaus IKEA will einen Standort in Lichtenberg bauen – und zwar einen der größten in Europa. Lange war die Rede vom »zweitgrößten« Standort. Aufgrund von Neuplanungen korrigierte IKEA diese Angabe jedoch.

Der Möbelkonzern habe am Mittwoch gegenüber dem Bezirksamt erklärt, dass noch im Frühjahr die letzten Planungsänderungen beantragt werden, damit im Spätsommer oder Herbst die Baugenehmigung erteilt werden kann. IKEA wolle noch 2009 mit dem Bauen beginnen und im Herbst 2010 an der Landsberger Allee / Ecke Rhinstraße eröffnen, sagte Stadtentwicklungsstadtrat Andreas Geisel (SPD) am Donnerstag. Das Einrichtungshaus soll bei insgesamt 44 000 Quadratmetern Fläche eine Verkaufsfläche von mehr als 20 000 Quadratmetern haben, der Rest ist Lager.

Die Planungen und Debatten um den vierten IKEA-Standort in der Region Berlin-Brandenburg dauern schon einige Jahre an. Vor genau sechs Jahren lag der Bebauungsplan zur Einsicht für die Lichtenberger aus. Ursprünglich sollte der übliche blaugelbe IKEA-Würfel mit einer Glasfassade nebst Wintergarten versehen werden. Die Pläne – inklusive dem avisierten Baubeginn – verwarf der Konzern allerdings 2008, weil die Baukosten durch damals ansteigende Energie- und Stahlkosten in die Höhe schnellten und das Haus komplett neu geplant werden sollte.

IKEA-Sprecherin Simone Settergren bestätigte, dass die neue Filiale mit einem kleineren Glasanbau auskommen muss. Auch auf das Parkhaus werde verzichtet, stattdessen Parkplätze auf dem noch zu kaufenden Nachbargrundstück angelegt. Am ursprünglichen Investitionsvolumen von 60 bis 70 Millionen Euro ändere sich nichts. Um 300 Arbeitsplätze könnten entstehen, genaue Zahlen könne sie aber noch nicht sagen. Zu der neuen Planung gehöre auch, dass der Bau für kleine und mittelständische Handwerksfirmen ausgeschrieben werde, so Settergren. »Damit unterstützen wir den lokalen Mittelstand und sparen Geld.«

Die Verhandlungen um das Nachbargrundstück stehen kurz vor dem Abschluss, sagte die IKEA-Sprecherin. Das Grundstück gehört dem Hamburger Immobilienunternehmer Helmut Greve. Es kursierte lange das Gerücht, dass Greve den Verkauf an die Baugenehmigung für ein SB-Kaufhaus mit überwiegend Lebensmitteln knüpft. Das lehnt der Bezirk aber ab. Dort setzt man mit dem 2008 beschlossenen Zentren- und Einzelhandelskonzept auf die Nahversorgung. »Ein so großer Markt würde die Kaufkraft aus den dezentralen Zentren abziehen«, sagte Wirtschaftsstadtrat Andreas Prüfer (LINKE). Die Lage am Anton-Saefkow-Platz sei schon kritisch genug, »und da wollen wir nicht den Deckel draufschlagen«. Riesige neue Standorte »auf der grünen Wiese«, die nur mit dem Auto erreicht werden können, seien nicht zeitgemäß und schädlich für die Entwicklung der Stadt, sagte Andreas Geisel

Die Lichtenberger CDU möchte unterdessen einen Sonderausschuss einberufen. Dort glaubt man, dass das Bezirksamt mit seiner ablehnenden Haltung gegenüber Greve Investoren verschreckt. »Wir müssen auch bereits getätigte Investitionen schützen«, meint dagegen Prüfer.

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